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Montag, 23. Februar 2009

Da hat wohl einer Mißt gebaut...

Und zwar war das Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union, und damit auf dem Sprung in die Spitze einer der großen deutschen Volksparteien. Namentlich der CDU, wem das nicht klar ist.
Was ist geschehen? Mißfelder wird zitiert er habe gesagt, dass "eine Anhebung der Hartz IV-Sätze zu einem Anschub der Tabak- und Spirituosen-Industrie führt"...
Diese Aussage nimmt Herr Mißfelder übrigens nicht zurück, entschuldigt sich nicht dafür und verteidigt sie auch noch. Und zwar mit folgenden Argumenten: Seine Worte seien kein Angriff auf Hartz IV-Empfänger gewesen, sondern ein Plädoyer für deren Kinder. Statt Barmittel auszuzahlen wären Warengutscheine, z.B. für Schulspeisungen besser gewesen.

...Sacken lassen.
Also, was läuft hier? Ist sich Phil Miß eigentlich bewusst, dass er mit diesen Worten unterstellt hat, Hartz IV-Empfänger seien im allgemeinen Takab- und Alkoholsüchtig? Ist ihm bewusst, dass sein Beharren auf die Richtigkeit seiner Aussage wesentlich schlimmer ist, als die Worte an sich? Ist ihm bewusst... Ach, das führt zu nichts. Ich befürchte Phil Miß bleibt bei dem was er sagt und kommt damit auch noch durch, wird zudem vielleicht noch als Verteidiger der Kinder gefeiert.
Normalerweise bin ich eher auf Seiten der Politiker. Selbst in der Kommunalpolitik, weiß ich, dass viel von Bürgern zerredet wird, von Vorurteilen geradezu zerfressen ist und sich der Normalbürger mit der Ausrede, "die da oben wirtschaften doch eh nur in die eigene Tasche", aus der eigenen Verantwortung stiehlt und die drei Affen nachmacht: Nix sagen, nix hören, nix sehen.
Aber in diesem speziellen Fall hat ein Jungpolitiker in einer durchaus machtvollen Position ein paar Millionen Menschen auf einen Schlag beleidigt. Eine Entschuldigung und Rücknahme ist da mehr als angebracht. Einem JuSo-Vorsitzenden hätte man eine solche Aussage zum Strick gemacht, er wäre schon seit Tagen von allen Ämtern zurückgetreten. Aber in der Union? Gott bewahre. Irgendwie wird er schon Recht gehabt haben, und nach ein paar Tagen kräht kein Hahn mehr danach. Später vielleicht ein nettes Kabinettspöstchen, vielleicht im Familienministerium, denn er sorgt sich ja so um Kinder... Hallo?

...sacken lassen.
Rollen wir die Fakten auf. JEDE ZUNAHME von Geldmitteln in einem deutschen Haushalt, dessen Mitglieder Tabak und Alkoholika konsumieren, führt zwangsläufig dazu, dass die Tabak- und Alkoholindustrie profitiert. Entweder weil Mama nun nicht mehr Aldi raucht oder Papa sich statt dem Fünfjährigen den Elfjährigen Scotch leisten kann. Ist das verwerflich? Sicher nicht.
Phil Miß ging es aber mit Sicherheit nicht darum. Er wollte diffamieren, er wollte verachten, das unterstelle ich ihm. Und als er merkte, der Schuss ging nach hinten los, ruderte er zurück - leider im Vorwärtsgang. Seine Verteidigung: Kinder.
Kinder, das weiß doch jeder, haben unter Armut zu leiden. Und in seinen Augen besonders die Kinder von Hartz IV-Empfängern. Was durchaus sachlich richtig ist, denn Kinderarmut ist hierzulande kein Phänomen, sondern genau wie die Obdachlosenszene traurige Wirklichkeit. Sicher, es ist Zeit, das die Politik etwas dagegen tut, es ist Zeit, dass man sich mit dem Thema auseinander setzt, ohne es in den Massenmedien auszuschlachten. Mit einem sinnvollen Konzept.
Hartz IV-Empfängern einerseits die Fürsorgebereitschaft für ihre Kinder abzusprechen nach dem Motto, sie würden die Kindergelderhöhung mit Pennerglück versaufen, düpiert hier ein paar Millionen Menschen... Und das Jugendamt, das nämlich genau für diesen Fall weitreichende Rechte und Pflichten hat. Und manchmal mehr und manchmal weniger gut in Angriff nimmt, bzw. einsetzt. Obwohl diese Aussage auch direkt vom Stammtisch kommen könnte, wie ich zugeben muss.

...sacken lassen.
So wie ich das sehe, muss sich Phil Miß entschuldigen. Diese Worte zurücknehmen und seine Verteidigung in den WIND schießen.
Tut er das nicht hätte ich eine alternative Idee. Wie wäre es, wenn Phil Miß mal einen Monat selbst von Hartz IV lebt und dabei eine Familie versorgen muss? Ich würde drauf wetten, dass er als erstes zu den Zigaretten greift...

Sonntag, 22. Februar 2009

Und sie lauern überall...

Gerade erst habe ich mich in zwei sehr ausführlichen Blogs über Kreationismus und seine Auswüchse ausgelassen, schon stolpere ich über einen anderen religiös motivierten Aufruhr. Ein sichtlich wissenschaftlich vorgebildeter User hat auf Gmx.de/Web.de einen Thread eröffnet, der mit der Überschrift aufwartet: Die Beweislast ist erdrückend - Jesus von den Toten auferstanden.
Gut, gut, das ist jetzt sicher nicht wortwörtlich übernommen, man möge es mir verzeihen, dass ich lediglich den Sinn transferiert habe.
Warum rege ich mich darüber auf, werden jetzt einige anmerken. Und damit haben sie Recht. Ich rege mich drüber auf. Denn hier wird wieder mal auf Teufel komm raus Religion und Wissenschaft verquickt, indem aus den biblischen Texten des Neuen Testaments wissenschaftliche Fakten werden... Hallo? Bin ich der einzige, der da Magenschmerzen bekommt? Aber zum Thread.

Perfide geht unser Thread-Ersteller vor, behauptet anfangs, religiöse Themen und Wissenschaft nicht verquicken zu wollen, stapelt erst einmal einen Haufen seiner Meinung nach unwiderlegbarer Fakten und lädt dann andere Poster ein zum zerrissen werden.
Zum Beispiel wirft er einige Fakten ein, die sich ohne Recherche überhaupt nicht widerlegen lassen. Zum Beispiel behauptet er, Jesus Christus war tot am Kreuz, weil ihm nicht die Beine gebrochen wurden. Nach seiner eigenen Aussage wurde dies von den Römern getan, um den Verurteilten einen schnelleren Tod zu schenken... Ich beschreibe diese Aussage mal als 1) und gehe später drauf ein.
Dann erklärt er, Jesus müsse tot gewesen sein, denn man drohte ja, in den Sabbat hinein zu geraten, und jüdische Gesetze verboten das Kreuzigen am Sabbat. Dies will ich als 2) bezeichnen.
Dann kommt das nächste Hammer-Argument. Als der Legionär Longinus den Tod Christi feststellen wollte, stach er ihm mit der Lanze in die Seite. Daraufhin flossen Blut und Wasser aus der Seite. Laut unserem eifrigen Thread-Poster das eindeutige Zeichen, das Jesus tut gewesen sein musste, weil dies nur bei Leichen passiert. Argument, Ihr ahnt es schon, 3).
Kurz geht unser User auch auf die Argumente anderer ein und verschiebt Einwände, Jesus sei lebend vom Kreuz gekauft worden, ins Reich der Legende, "weil die Römer so etwas nicht gemacht haben und sie ihn nicht verkauft hätten, wenn er nicht tot gewesen wäre". 4).
Zuguterletzt geht er auf den einbalsamierten Leichnam ein und behauptet, Jesus wäre einbalsamiert und verbunden worden, wie es bei den Juden üblich sei 5), und ein Lebender hätte diese Prozedur nicht überlebt. 6)
So, ich glaube, das waren die wichtigsten Argumente. Bevor ich mich nun dran mache und darüber herfalle, möchte ich noch kurz erwähnen, WAS mich daran aufregt: Genauso wie bei einem gewissen Nazi oder bei diversen Anhängern von Intelligentem Design und Kreationismus wird hier einfach Wissen kreiert und als Tatsache hingestellt. Man betreibt Volksverdummung, nur um Religion zu stützen. Und da krich ich Plack. Entschuldigt bitte, dass ich in meinem Blog schreibe was ich will. Und entschuldigt, das ich mich auf solche Menschen stürze.
...Ich stelle gerade fest, würde ich so einem Glauben anhängen, wäre ich ein sehr gefährlicher Mensch geworden. Vielleicht war die Überdosis Perry Rhodan und der damit verbundene, tief in der Serie verwurzelte Humanismus für mich der richtige Wegbereiter, aber das nur am Rande.

So, kommen wir zu den Argumenten, die ich bereits durchnumeriert habe.

1) Die nicht gebrochenen Beine. Kreuzigung war damals die übliche verhängte Todesstrafe für Schwerverbrecher, die nichtrömischer Herkunft waren. Sie sollte abschrecken und als Strafe sehr grausam sein. Die Römer waren mit diesen Dingen nie sehr zimperlich, der Patriarch eines Haushalts war zum Beispiel der Herr über Leben und Tod in seinemHaus. Da haben sich die Römer sicher nicht Gedanken darüber gemacht, wie den armen zur Kreuzigung verdammten Übeltätern ein oder zwei Tage Leiden erspart werden konnten. Warum ihnen die Beine also gebrochen wurden oder gebrochen werden sollten werde ich erst recherchieren, bevor ich mich dazu äußere. Ansonsten ist in diesem Zusammenhang Occams Skalpell einzusetzen. Warum wurden Jesus NICHT die Beine gebrochen? Die Wachen wurden dafür bezahlt, es nicht zu tun.
Im Übrigen ist der Berg von Golgatha der Ort gewesen, auf dem hunderte zum Teil üble Gewaltverbrecher getötet wurden, die bevorzugte Hinrichtungsstätte Jerusalems, aber das nur am Rande.

2) Kreuzigung am Sabbath. Einer der Redner im Thread sprach sich dafür aus, dass sich die Römer einen feuchten Kericht um den Sabbath geschert hätten. Ich tendiere zu seiner Aussage. Außerdem, warum haben sie Jesus überhaupt erst ans Kreuz genagelt, wenn sie ihn abends ohnehin abnehmen mussten? Wir erinnern uns alle, der Sabbath beginnt bereits Samstag Abends, wenn die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind. Da dies ein eindeutiger Widerspruch ist, können wir dieses Argument bedenkenlos fallen lassen.

3) Das Blut aus Jesu Wunde und das Wasser aus seiner Seite sind wichtige Sakramente der katholischen Kirche und werden entsprechend stilisiert. Die Berichte sprechen auch davon, wie der Speer des Longinus den "toten" Jesus in die Seite stach, woraufhin das "Wasser" floss.
Was der Thread-Einzelkämpfer dabei aber unterschlug sind zwei wichtige Fakten. Jesus wurde in die Seite gestochen, um seinen Tod festzustellen, und kurz zuvor sprach er die bedeutenden Worte: "Mich dürstet!" Daraufhin wurde ihm an einem Stab ein Schwamm mit Weinessig auf die Lippen gedrückt. Danach ging es laut den vier Testamenten verdammt fix mit dem Sterben.
Einige interpretierten es folgendermaßen, dass Jesus die alttestamentarische Prophezeiung, die sein Kommen ankündigte, verwirklichen wollte. Welcher Prophet nun von ihm gesprochen hat weiß ich nicht, eventuell Iesaja. Aber erstens übergeht mein Thread-Fanatiker hier den wichtigen Fakt, das zwischen "Tod" und "Weinessig" ein essentieller Zusammenhang besteht. Diese Passage unterschlägt er vollkommen. Und zweitens bedeutet eine Prophezeiung, die Jesus ankündigt, mit Namen, mit Elternhaus, mit Geburtsort, mit seinem Einritt in Jerusalem auf einem Füllen, und, und, und, bis zu dieser Szene am Kreuz, das er auch tatsächlich tot war. Im Gegenteil, ich tendiere dazu zu behaupten, dass der "Weinessig" ein Mittel enthielt, das den Gekreuzigten scheintot machte. Dies war die einzige Möglichkeit aus empirischer Sicht (gut, gut, MEINER empirischen Sicht), Jesus vom Kreuz zu kriegen, bevor das Wetter ihn töten konnte.

4) Die Römer verkaufen keine Lebenden. Tja, was soll ich dazu noch sagen? Wenn Jesus scheintot war, und der Preis gestimmt hat, haben die römischen Wachen ihn verkauft. Punkt. Dasselbe gilt natürlich auch für den Fall, das er richtig tot war. Ich tendiere aber zur Weinessig mit Gift-These.

5) Jesus wurde einbalsamiert. Nun, das wirft die größten Fragen auf. Üblich im Judentum ist es, Verstorbene möglichst zeitig unter die Erde zu bringen, sprich binnen von vierundzwanzig Stunden. So will es die Tradition, und diese Tradition hat in der heißen und Seuchen begünstigenden Klimazone Israels sicherlich sehr viel Sinn. Einbalsamierungen, also Konservierungen in dem Sinne und die Aufbewahrung in einem Grabmahl haben zur damaligen Zeit die Ägypter in erschöpfendem Maße praktiziert. Mir ist nicht bekannt, ob Juden, beziehungsweise nur reiche Juden so etwas je getan haben. Allerdings heißt es ja in der Bibel: Von der Erde bist du genommen, zu Erde sollst du wieder werden.
Ein Spruch, der m.E. gegen Einbalsamierung, Konservierung und einen Grabhügel spricht. Einem Toten hätte das sicher nichts genützt. Um einen Lebenden zu verstecken und wieder gesund zu pflegen hingegen war das eine prima Idee.

6) Ein Lebender hätte die Einbalsamierung nicht überlebt. Moment Mal, er wurde mit Salben eingerieben, mit Kräutern bedeckt und bandagiert. Hallo? Das würde jeder überleben! Wir sind hier nicht bei den Ägyptern, die zuerst die Nase brechen, dann mit einem glühenden Schürhaken in den Schädel gehen, dreimal drehen und dann das Gehirn rausziehen. Das sind ja wohl zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Argument sowas von widerlegt, das reicht bis zum Anfang der Woche.

Vielleicht noch ein Fazit von mir: Verquickt nicht Religion mit Wissenschaft, und glaubt was ihr wollt - solange ihr nicht Anspruch auf die ultimative Wahrheit hegt. Es gibt ein halbes Dutzend Religionen, die sind älter als Christen- und Judentum, und sollen die so vollkommen falsch sein? Ich finde, das ist ein intolerantes Denken und ziemt sich nicht, wenn man ein liebender, toleranter Christenmensch ist.
Alles in allem finde ich die Fakten, die belegen, das Jesus lebend vom Kreuz genommen wurde (nach einem lange vorbereiteten Plan wurde seine Kreuzigung inszeniert. Dafür spricht die Tatsache, dass zur Zeit von Judas´ Verrat niemand mit "Silberlingen" bezahlt wurde. Die Sezterze zum Beispiel bestand aus Gold), für erdrückend. Es gibt Berichte, dass Jesus nach Indien ging, dort die Sekte der Christen erneut gründete und eine große Gemeinde schuf. Dort soll er auch begraben sein. Die portugisischen Seefahrer unter Vasco da Gama, die Indien Mitte des letzten Jahrtausends entdeckten, sollen tatsächlich auf diese Christen gestoßen sein, ihre Form der Religiösität als strenge Katholiken jedoch abgelehnt und sie "richtig christianisiert" haben. Auch gibt es Berichte über eine uralte christliche Gemeinde in Japan. Ja, Japan. Sie soll so alt sein, das sie bereits vor dem Shintoismus existierte. Was zeitlich ziemlich gut passen könnte. Was davon zu halten ist, nun, vielleicht hat es einer seiner Jünger so weit geschafft. Eigentlich eine faszinierende Geschichte, ein wichtiges Detail über einen faszinierenden Mannes.
Persönlich denke ich, dass dieser "Opfergedanke für die Sünden der ganzen Welt" nicht die letzte Aussage von Jesus Christus ist. Im Gegenteil, sein Wirken, seine Lehren, sein Wille, der berühmte Spruch: "Schlägt man dich auf die linke Wange, biete auch die rechte an.", sind die Dinge, die wir von ihm wirklich im Gedächtnis behalten sollten. Sie hätten diese Welt schon damals zu einem viel besseren Ort gemacht, wären unsere Vorfahren diesen Worten wirklich gefolgt, anstatt sie bei jeder Gelegenheit auszuhebeln, egal ob durch oströmische Kaiser, Kreuzfahrer bei der Plünderung von Jerusalem oder Hexen- und Judenpogrome in den großen mittelalterlichen Städten Europas. Dies ist der wahre Wert des Neuen Testaments. Aber anscheinend lassen sich die Menschen eher vom Splatter begeistern, vom grausamen Foltertod am Kreuz denn vom Versuch, mit Friedfertigkeit eine ganze Welt zu ändern. Traurig ist das.
Und genau deshalb bin ich für eine strikte Trennung von Religion und Wissenschaft. Von Religion und Staat sowieso.

Freitag, 20. Februar 2009

Mein Freund, der twittert...& diverses

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat mich mein guter Freund und Autorenkollege (Ich wage nicht, Schriftsteller zu schreiben, denn die werden ja für ihre Arbeiten bezahlt) Roland Triankowski dazu überredet, ihm nachzueifern und einen eigenen Blog zu beginnen. Unter dem Namen Schreiberling startete er sein Egozine-Blog, und ich muss sagen, ich war recht dankbar dafür, das er mich dazu inspiriert hat.
Nun ist Roland dem Trend erneut auf der Spur und hat sich unter dem Namen Nerdlicht für Twitter eingetragen.
Was ist Twitter? Ehrlich gesagt keine Ahnung, aber es deucht mir eine extrem kurze Form von Blog zu sein, eine Art Speedchat mit unbewegtem und unlöschbaren Posts.
Hier der Link zu seinen Twitter-Aktivitäten: http://twitter.com/nerdlicht
Glaubt mir, wie alle anderen Blogs von ihm lohnt sich der Besuch.
Übrigens, wer sich bei der Namensgebung dieses Blogeintrags an den Titelsong von Flipper, der Delphin erinnert fühlt, liegt durchaus auf der richtigen Seite.

Aber das soll es noch nicht gewesen sein. Es gibt noch mehr zu berichten.
Mittlerweile habe ich mich in zwei Posts mit dem Thema Kreationismus und Intelligentes Design auseinander gesetzt, schlicht gesagt der wohl frechste Versuch, um Pseudowissenschaft an die Stelle von erworbenem Wissen zu etablieren, oder schlichter ausgedrückt: Versuchte Volksverdummung.
Ein Freund nannte es leicht ironisch, aber durchaus wohlwollend meinen von ihm freudig beobachteten Kreuzzug, und damit hat er durchaus Recht. Manche mögen mir vielleicht Intoleranz unterstellen... Aber wer Fehler toleriert, braucht sich nicht über die Konsequenzen zu wundern, denn Intelligentes Design ist KEINE anerkannte Wissenschaft, sondern der versuchte Missbrauch derselben. Kreationismus ist im besten Fall Fiktivliteraturinterpreation, basierend auf religiösen, nicht wissenschaftlichen Texten.
Ich neige dazu, ein wenig an das zu glauben, was Homer über Atlantis gesungen hat - aber ich behaupte nicht mit letzter Gewissheit, dass Atlantis wirklich jemals existiert hat. So lange der letzte Beweis ausbleibt, kann es niemand wissen. Dem gegenüber steht der Kreationismus. Er verlangt SEHR, SEHR VIEL Glauben, bietet aber nicht einmal ansatzweise die Möglichkeit, Glauben durch Wissen zu ersetzen.
Mein persönliches Fazit: Eher hat Atlantis existiert, als dass die Kreationisten Recht haben und die Sintflut den Grand Canyon schuf.
Nun, warum schreibe ich das? Es kommt gerade wieder die Zeit im Quartal, in der mein Club, der Black Hole Galaxie (Link: www.sfc-bhg.de.tf) Einsendeschluss für das nächste World of Cosmos hat. Und ich denke, ich kann meine Blogeinträge so nicht stehen lassen. Im Gegenteil, ich werde sie - eventuell mit den beiden freundlichen Lesern, die reagiert haben, Tostan hier und Striker per Mailzuschrift - zu einem Artikel verarbeiten.
Interessenten bestellen sich bitte World of Cosmos bei unserem Kontakter Bernd Labusch. Es ist ja nicht so als würde sich der Kauf nur wegen meines Artikels lohnen, im Gegenteil.

Freitag, 13. Februar 2009

Es ist schlimmer als ich dachte...

Ende Januar schrieb ich mir ein wenig Ärger von der Seele, als ich vom neuesten Versuch berichtete, den Anhänger der Kreationisten unternommen hatten, um Gott auf Teufel komm raus zum Konkurrenten erarbeiteter Theorien zu machen, sowie einen kleinen Abstecher in die Welt rechthaberischer, fanatischer aber zugegeben gut ausgebildeter Anhänger von definitiv falschen Glaubensdoktrinen zu tätigen.
Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen, und ich habe einiges an Zeit aufgewendet, um dazu zu recherchieren. Dabei war die Wikipedia nicht meine erste Anlaufstelle, und ich habe einiges, längst nicht alles zu diesem Thema in Erfahrung gebracht. Und wenn ich daran denke, sträuben sich mir die Haare auf demKopf, mit welcher Perfidität, welcher Skrupellosigkeit hier agiert wird.
Ich übertreibe? Bei weitem nicht. Im Gegenteil, dieser Blogeintrag sollte von möglichst vielen Menschen gelesen werden, und zwar alleine schon wegen dem nächsten Satz:
Intelligentes Design ist KEINE! Wissenschaft, und kann daher die Evolutionstheorie NICHT! ersetzen!
Das ist kein Wunschdenken, kein Hoffen, kein Partei ergreifen, sondern eine schlichte Tatsache.
...Sacken lassen...
Moment, höre ich nun einige Leute sagen, aber warum nennt man es dann Theorie? Eine Theorie ist doch was unbewiesenes, oder?
*seufz* Das mag es vielleicht sein, wenn Detectiv Conan eine Theorie über einen Mordfall entwickelt, womit er - nebenbei gesagt - übrigens immer richtig liegt. Aber nicht in der anerkannten Wissenschaft. Wenn ein Wissenschaftler nämlich einen Erklärungsversuch aufstellt, ist das eine These. Wenn diese untermauert, bewiesen (selten zu einhundert Prozent. Die meisten Theorien haben noch viel Spiel für neue Fakten) und bestätigt wurde, entwickelt man ein Modell der These, die so genannte Theorie.
Theorie ist also kein Wunschdenken, sondern schlimmstenfalls erst zum Teil bewiesen. Es handelt sich um eine Sammlung wissenschaftlicher Beweise und Bestätigungen, die sich in einem größeren Modell vereinigen. Soweit der Begriff Theorie. Das trifft auf die Relativitätstheorie zu, die Theorie zur Quantenmechanik und schließlich auch auf die Evolutionstheorie.
...Sacken lassen...
Damit könnte das Thema beendet sein. Eigentlich. Lassen wir die religiösen Spinner bei ihrem Glauben, und erhalten wir uns unseren wissenschaftlichen Blick auf die Wahrheit. Es könnte so schön sein, wenn nicht ein gewisser missionarischer Eifer hinter der Sache stecken würde. Nicht nur das diese Leute gerne glauben wollen was sie da sagen, sie wollen, das es alle anderen auch tun. Zu diesem Zweck wurde ja überhaupt erst aus Kreationismus Intelligentes Design entwickelt. In den USA ist es verboten, Kirche und Staat verschmelzen zu wollen. Deshalb ist Gott als Schöpfer auch nicht im dortigen Biologie-Unterricht zu finden (das heißt, in einigen Staaten oder Schulen bedauernswerterweise doch, aber was kann man von einem Land erwarten, in dem fast fünfzig Prozent der Bürger lieber glauben als wissen wollen), sondern daraus verbannt. Intelligentes Design vermeidet den Namen Gott, postuliert aber eigentlich nichts anderes, nur mit dem Deckmantelchen einer wissenschaftlichen These, einem vehement verteidigten Feigenblat aus pseudointellektuellen Begriffen versehen. Sie sagen, wenn eine komplexe Sache existiert kann sie sich nicht spontan entwickelt haben, wie zum Beispiel das Auge. Es muss erdacht und erschaffen worden sein.
Für einen Brillenträger wie mich ist das hartes Brot zu kauen, denn der Designer des Auges muss dann einen wirklich miesen Job gemacht haben. Ob ich ihn verklagen kann?
Als ein gewisser Dabbeljuh Bush noch Präsident der USA war, hat er die Meinung vertreten, man müsse Intelligentes Design gleichberechtigt zur Darwinschen Lehre im Bio-Unterricht anbieten. In einem Staat der USA ist es mittlerweile erlaubt, auf Schulbücher Aufkleber anbringen zu lassen, die davor warnen, dass die Evolutionstheorie nur eine Theorie sei und das es noch Alternativen gäbe...
Und was kommt danach, wenn Intelligentes Design die Evolution abgelöst hat? Kreationismus und die Erkenntnis, dass die Welt erst sechstausend Jahre alt ist, Dinosaurierknochen von Gott in die Erde gelegt worden sind und der Grand Canyon während der Sintflut entstanden ist... Bitte nicht.

Noch einmal, um alle Unsicherheiten auszuschließen:
Die Darwinsche Naturwissenschaftliche Arbeit ist eine Theorie, eine faktisch untermauerte und bewiesene wissenschaftliche Arbeit.
Das Intelligente Design ist der Versuch für alles eine einfache und simple Antwort zu finden, allerdings mit der Macht des Glaubens, nicht mit harten wissenschaftlichen Fakten.

Schreibt mir, bitte. Was ist Eure Meinung? Was gilt für Euch? Evolution oder Kreationismus?