Seiten

Freitag, 29. Januar 2010

8888

Tja, Leute, es ist passiert. Auf Fanfiktion.de ist die Zahl der Aufrufe meiner Geschichten tatsächlich bei der nächsten Schnapszahl angelangt. Heute morgen beim einloggen war die 8888 eindeutig überschritten. ^^
Selbstverständlich bin ich da sehr stolz drauf, bedeutet es doch, das ich von April aus gerechnet über achttausenddreihundert Aufrufe hatte. Dazu kommen einhundertundacht Reviews, was auch einhundert Reviews seit April bedeutet. Gut, gut, es könnte durchaus besser sein, aber ehrlich gesagt bin ich mit dieser Entwicklung sehr zufrieden.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Heimunterricht. Heimunterricht? Und World of Warcraft!

Ein etwas irreführender Titel zu einem Thema, dem ich gerne mal mein persönliches Fazit mitgeben möchte. Der Zusatz ist eine eher spontane Idee, und wird in Teil zwei dieses Blogs behandelt.


Heimunterricht heißt in diesem Fall, dass Eltern das Recht fordern, ihre eigenen Kinder Zuhause zu unterrichten. Dies ist in unserem Land bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht möglich, weil die Bildungshoheit beim Staat liegt und wir eine allgemeine Schulpflicht haben.
Vor einiger Zeit verfolgte ich einen Bericht im Fernsehen, ein Bremer Ehepaar betreffend, deren Söhne im Grundschulalter sind. Nach einigen Schwierigkeiten auf ihrer Schule hat sich das Paar dazu entschlossen, ihre Kinder daheim zu unterrichten. Da beide Lehrer sind, hatten sie temporär sogar eine Genehmigung dafür, und die Kinder hatten bei den Kontrollprüfungen auch sehr gute Noten. Irgendwann aber spielte Bremen nicht mehr mit und bestand darauf, dass die Jungs wieder auf eine reguläre Schule gehen.
Dort hat es den beiden aber nicht gefallen, und nach ein paar Wochen sowie einigen Fragen nach den langen Haaren der beiden Jungs nahmen die Eltern den Heimunterricht wieder auf. Den jetzigen Stand kenne ich nicht, aber das Schlusswort des Vaters beinhaltete nach meiner vagen Erinnerung Begriffe wie "auswandern".

Heute auf Tagesschau.de ist ein ganz ähnlicher Bericht zu sehen. Eine christlich geprägte Familie mit sieben Kindern ist aus Deutschland ausgewandert, um ihre Kinder daheim zu unterrichten. Grund dafür sei, so der Vater, dass der Unterricht in Deutschland weniger und weniger dem christlichen Glauben entspräche. Dafür erhielt und erhält die Familie Unterstützung US-amerikanischer christlicher Organisationen.

...sacken lassen. Noch mehr sacken lassen.

Familie eins: Unverständlich für mich. Die beiden sind Lehrer, verbringen ihre Arbeitszeit damit, die Kinder anderer Eltern zu unterrichten - und haben kein Vertrauen in ihre Kollegen?
Selbst wenn es an der Schule hapert, da ließe sich sicherlich eine geeignetere Lehranstalt finden. In meinen Augen sind die Eltern Überprotektiv. Dabei hätten es gerade diese zwei so nötig, auf eine reguläre Schule zu gehen, dem Mikrokosmos des Elternhauses zu entkommen, soziale Kontakte zu schließen und neue Erfahrungen zu machen, vom Ausflug bis zur Klassenfahrt.
Dass sich ausgerechnet Pädagogen derart in Heimunterricht hinein steigern und sogar so weit gehen auszuwandern, ist Narzißmus.
In meiner Schulzeit war ich nie der Beliebteste, hatte Spitznamen wie Professor und Streber, aber dennoch möchte ich keinen Tag und kein gewechseltes Wort aus dieser Zeit missen. Ich habe Dinge gelernt, die ich so vorher nie gesehen hatte, neue Perspektiven kennen gelernt und neue Erfahrungen gemacht... (Unter anderem in Chemie, dass man mit dickem Schnupfen eine Schwefelreaktion nicht unbedingt riechen muss.)
All das enthalten diese Eltern ihren Kindern vor. Aber irgendwann werden sie zu alt für den Mikrokosmos Elternhaus sein. Was dann?

Familie zwei: Oh... Mein... Gott... Ganz Deutschland spricht von Überfremdung, Kultureller Übernahme durch den Islam und besserer Integration. In der Schweiz machen sich rechte Gruppen die Entscheidungsmüdigkeit der Direktdemokratie zunutze und drücken ein Verbot für den Anbau von Minaretten an Moscheen durch. Und in Bayern spukt noch immer die "privilegierte Partnerschaft" der Türkei durch die Regierungsämter, also über einen Staat, der in der NATO seit über fünfzig Jahren unserem Schutz gedient hat und dessen Staatsbürger maßgeblich an unserem Fünziger- und Sechziger-Aufschwung Teil hatten.
Diese ganze Diskussion ist nichts gegen die drohende Entfremdung Deutschlands durch militante und radikale Christen! Oh ja, über dieses Thema rege ich mich sehr gerne auf, weil ich Leute hasse, die unfair kämpfen. Und christliche Fanatiker, egal ob Kreationisten oder nicht, haben nicht einmal den Mumm, mit einer Waffe auf einem Video zu posieren und Tacheless zu reden - sie kommen von hinten, heimlich, mit dem Dolch im Ärmel. Angst vor dem islamischen Gottesstaat? Ehrlich gesagt ist die Gefahr durch radikale Christen größer, und ich fürchte mich mehr vor dem christlichen Gottesstaat.
Bestes Beispiel hierfür ist unser gute Familienvater, der fürchtet, das seine Kinder nicht christlich genug erzogen werden. Und das der Lehrplan seiner Meinung nach nicht christlich genug unterrichtet. Dies geht so weit, das er mit seiner Familie sogar auswandert. In ein Land, das ihm seinen eigenen Lehrplan erlaubt.
Verfolgt? Unterdrückt? Bevormundet? Mitnichten. Auch dieser Familienvater enthält seinen Kindern die Sozialisierung mit Gleichaltrigen vor, isoliert sie, indoktriniert sie, nimmt ihnen Chance und Recht auf eine zweite Meinung, auf eine eigene Meinung. Und wie dieser Lehrplan aussieht, möchte ich gar nicht wissen.
Viele Muslime, die sich gegen die Schulpflicht ihrer z.B. Töchter stemmen, nennen als Grund dafür gerne den Biologie-Unterricht, wo "die Mädchen Dinge lernen, die gegen unseren Glauben sind". Als wenn Körperfunktionen und Kinder kriegen nicht zu den Dingen gehören, durch die sie selbst überhaupt erst existieren... Der Haken ist, dass die Argumente christlicher Schulverweigerer damit ABSOLUT IDENTISCH sind. Für beide habe ich kein Verständnis, und beides darf es in Deutschland, einem säkularisierten Land mit strikter Trennung von Kirche und Staat NICHT GEBEN.
Sollen sie meinetwegen in den USA ihre Kinder unterrichten, sieben jungen Menschen die Chance auf ein eigenständiges Leben verbauen. Sollen sie drüben bleiben und im Mikrokosmos Elternhaus leben. Aber deshalb eine Diskussion über Heimunterricht in Deutschland beginnen? Sicherlich nicht. Der Staat darf die Bildungshoheit nicht aus der Hand geben. Das ist meine Meinung.


Kommen wir zu einem anderen Thema, Teil zwei meines Titels: World of Warcraft.
Das ist ein MMORPG, ein Multi Media Online Role Playing Game, oder übersetzt ein Rollenspiel im Internet. Nach Angaben von Blizzard, dem Vertreiber des Spiels und dem Betreiber der Spieleserver, gibt es weltweit rund fünf Millionen Spieler. Damit ist es das beliebteste Browser-Spiel der westlichen Welt, vielleicht sogar weltweit. Auf jeden Fall ist es ein Bombengeschäft, das durch neue Add-ons beständig attraktiv gehalten wird.
Gestern berichtete Stern TV direkt nach einer Reportage über Glücksspielsucht auch über World of Warcraft. Der Bericht ging dabei erheblich unter die Gürtellinie, tangierte kurz Ego-Shooter und konzentrierte sich schlussendlich auf Suchtopfer.
Die Reportage begleitete Spieler auf eine so genannte LAN-Party, also ein Treffen von Spielern, die sich ansonsten nur übers Netz treffen, beleuchtete die Personen vor den Konsolen und das Umfeld einer solchen LAN, inklusive kommerzieller Händler.
Danach schwenkte der Bericht (kehrte aber gerne wieder und wieder zur LAN-Party zurück, um die Zeit voll zu kriegen) auf eine amerikanische Sucht-Klinik um, in der nur Rollenspiel-Aussteiger betreut werden. Man ließ Ex-Süchtige zu Wort kommen, präsentierte Beispiele von WoW-Spielern, die auf Youtube-Videos ihren Ausstieg verkündeten und dafür ihre Spiele-CDs zerbrachen, ihren Account verkauften, und, und, und...

...sacken lassen.
Ich spiele selbst World of Warcraft. In der Woche bin ich schon mal acht Stunden on. Länger hält meine Aufmerksamkeitsspanne für WoW selten an, außer ich verbeiße mich ernsthaft in ein Problem oder eine bestimmte Questreihe. Ist das vorbei, geht meine Zeit bei WoW wieder drastisch zurück. Es gibt immer Tage, an denen ich gar nicht on gehe, oder lediglich meine Auktionen kontrolliere. So ist das nun mal. Der eine spielt mehr, der andere weniger.
Ich habe allerdings schon immer gespielt. Ganz früher, Anfangs der achtziger, hatte ich einen Atari 2600, und hatte Spiele wie Pitfall, Pac Man und dergleichen.
Darauf folgte Ende der Achtziger mein C64, auf dem ich dann Pirates!, Wizball, Pool of Radiance, Kaiser und andere spielte.
Während meiner Bundeswehrzeit konnte ich günstig einen gebrauchten Amiga kaufen. Ich übernahm ihn mit Dutzenden Spielen, von Populous über Pirates! Gold bis hin Powermonger.
Dann kaufte mein Bruder seinen ersten PC, einen 486er. Er stieg relativ spät in den PC-Sektor ein, denn damals war der 486er schon ein leistungsstarkes Gerät, das ich später von ihm kaufen konnte. Damals machten Spiele wie World of Warcraft Furore und revolutionierten den Markt.
Mit mehr Rechenleistung kamen auch komplexere Spiele heraus. Waren anfangs zu C64er Zeiten Bilder noch als Speicherfresser verpönt, konnte es nun gar nicht mehr plastisch genug sein, konnte eine Grafikkarte gar nicht genug leisten. Waren Spiele zum Anfang der PC-Zeit nur mit Diskette, später mit CD spielbar, war irgendwann der Sprung zu großen Festplatten da, auf denen das Spiel komplett gespeichert wurde. Die Spiele wurden größer, komplexer, brauchten mehr und mehr Festplattenspeicher - und boten dafür auch mehr. Es fing mit grafisch einfachen Sachen wie Masters of Orion 2 an, schwenkte über Command&Conquer, schlitterte über Emperor of Dune voran, bis wir Warcraft 3 erreichten - und die Serverabhängigen Spiele wie eben World of Warcraft.

...nach diesem kleinen Exkurs gilt wieder: Sacken lassen.
Ich habe, seit ich zehn Jahre alt bin, mehr oder weniger regelmäßig gespielt. Ich bin mit der Brotkiste, wie der C64 liebevoll genannt wurde, groß geworden. Ich habe nie selbst programmiert, und erst sehr spät angefangen auf dem PC zu schreiben. Ich war nie richtig tief drin, und heutzutage beherrsche ich nicht einmal HTML. Dafür kenne ich Tools, die das für mich übernehmen. Ich bin vielleicht kein Experte, aber ich schaue von INNEN auf die Materie, nicht auf außen.
Darum frage ich Stern TV: Hallo? Tickt Ihr noch richtig? Schön und gut, Eure Youtube-Videos von Leuten, die ihre Spiele-CDs zerbrechen... Aber WoW wird komplett auf der Festplatte installiert und braucht keine CDs zum starten. Eine Klinik in Amerika für Spiele-Süchtige? Nett, wirklich nett. Überlaufen scheint die Klinik allerdings nicht zu sein, mit ihren fünfundzwanzig Plätzen. Eine dicke junge Deutsche legt ihrer sozialen Probleme und ihrer Fettleibigkeit die Spielsucht zugrunde... Sicher, dass es nicht doch die Schokoriegel waren?
Es ist irreführend, unfair und tendenziös, Interviewpartner falsch zu zitieren, falsch anzukündigen und aus dem Zusammenhang gerissen zu zeigen. Wenn also ein kommerzieller Verkäufer darüber berichtet, dass man für eine epische Waffe eben Ruf farmen muss, weil man sie für Gold nicht bekommt, dann bedeutet das NICHT, dass er das Spiel negiert. Dann bedeutet das nur, dass die Spieler, die keinen Ruf farmen wollen, eine geringe Aufmerksamkeitsspanne und wenig Ausdauer haben.
Fazit: Ein externer Bericht, der auch Opfer zu Wort kommen lässt. Allerdings stellt er WoW in den Vordergrund und vergisst zu erwähnen, dass man bei allen MMORPGs süchtig werden kann - auch bei offline gespielten Computerspielen - und er bauscht das Problem unnötig auf. Siehe die fünfundzwanzig Plätze in der Computersucht-Klinik. Bei *hust* fünf Millionen WoW-Spielern weltweit. Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht, hier wird ein Schuldiger gesucht. WoW ist nur ein Spiel. Und leider gibt es Menschen, die damit nicht umgehen können. Aber diese Menschen hätte man alle auch eine Stunde vorher im Bericht über Glücksspielsucht wieder finden können. Das ist kein seriöser Journalismus, liebe Stern TV-Redaktion.


Edit: Ich bin dem Link von Norbert gefolgt und stieß auf zwei Videos von ARD-Sendungen zum Thema Spielsucht. Beide Filme haben gravierende Fehler, die auch die Stern TV-Reportage hatte. Sie nennen keine Zahlen, keine harten Fakten. Sie führen Einzelschicksale auf und pauschalisieren sie auf alle anderen. Damit erklären sie auch mich zu einem potentiell Süchtigen, und das gefällt mir absolut gar nicht. Keine Fakten, Verallgemeinerungen, Laien statt Experten kommen zu Wort. Vor zwanzig Jahren hätte man so einen schwammigen Bericht in der Bunten erwartet, aber sicher nicht in der ARD.

Samstag, 23. Januar 2010

Fakten oder Fiktion? Schweinegrippe in den Medien

Tja, heute geht es in meinem Blog mal wieder um die Volkskrankheit, um H1N1. Und gleichzeitig geht es auch um eine Mathe-Aufgabe. Zuguterletzt auch um die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen.

Aber fangen wir konservativ an. Fangen wir bei den Pressestimmen an. Die verschiedenen Medien im Netz sind sich einig, dass H1N1, im Volksmund Schweinegrippe genannt, rückläufig ist.
Die Fakten auf den Tisch: Laut Tagesschau.de haben wir mittlerweile 217.294 Fälle von Infektion mit Schweinegrippe in Deutschland, und 189 Todesfälle, die mit dem Virus im Zusammenhang stehen. Beziehungsweise, bei denen ihr Tod auf H1N1 zurückgeführt wird. Weltweit starben demnach direkt oder indirekt 14.142 Menschen an der Neuen Grippe.
N-TV.de ist da etwas unspektakulärer und nennt neben der gleichen Zahl der weltweiten Toten lediglich 588 Verstorbene in der letzten Woche. Der Artikel ist kurz, unspektakulär und nebensächlich. Vielleicht, weil N-TV den Komplex Schweinegrippe genau so sieht.
Die Seite 1A-Krankenversicherung.de hingegen weiß trotz rückläufiger Neuinfektionen zu berichten, dass das Robert Koch-Institut weiterhin zur Impfung rät. Ein Blick auf deren Homepage verrät auch wieso: Demnach befürchtet das RKI eine zweite große Infektionswelle und sieht die Gefahr durch das Virus immer noch nicht gebannt.
www.naanoo.com hingegen nennt geringfügig andere Zahlen bei den deutschlandweit Infizierten und bei den deutschlandweit durch oder mit H1N1 Verstorbenen: 172.627 Infektionen und 61 Tote.
Interessant auch der kurze Artikel der Führter Nachrichten, die eine betroffene Lehrerin zu Wort kommen lassen. Demnach gab es in ihrer 22-köpfigen Klasse vier bestätigte Fälle von H1N1, sechs weitere, nicht getestete grippale Infekte und keine Toten. Ein Bericht quasi direkt von der Front, wenn man so will.

Wenn ich also zusammenfassen darf: Grundsätzlich sind sich alle in einem Punkt einig, nämlich das die Schweinegrippe längst nicht so gefährlich ist wie befürchtet. Und wenngleich das RKI eine zweite, eine dritte, eine vierte Welle befürchtet, heißt es zwar einerseits nicht das die Infektionen dann ebenso mild verlaufen, aber es heißt auch nicht, das sie aggressiver verlaufen.

Kommen wir mal zum Rechenexempel, und nehmen wir dafür die Zahlen von Tagesschau.de.
217.294 Infektionen in Deutschland mit 189 Todesfällen, in denen H1N1 nachgewiesen wurde sprechen eine deutliche Sprache. Leider nicht im Sinne der Pandemie-Hysteriker.
Demnach, wenn mich meine Dreisatzkünste nicht im Stich gelassen haben, infizierten sich 0,265% der Bevölkerung nachgewiesen an Schweinegrippe. Ob dies nun an der Impf-Aktion liegt, oder daran das H1N1 doch nicht so aggressiv übertragen wurde, möchte ich an dieser Stelle ebenso wenig beantworten wie die Frage nach der Dunkelziffer, die meistens nach dem Faktor zehn multipliziert wird.
Nein, wir wenden uns dem Hauptaugenmerk zu, nach dem die Gefährlichkeit einer Pandemie errechnet wird: Ihre Tödlichkeit. Danach hatten wir in Deutschland mit bisher 189 Toten praktisch gar keine Probleme. Okay, das hilft den Toten auch nicht weiter, aber wenn ich den Anteil der Toten an der Gesamtbevölkerung ausrechne, muss ich tief, tief, tief in die Nachkommastellen gehen: Gnädig aufgerundet sind das 0,00025%.
Zum Vergleich: Die reguläre Grippe fordert je nach Verlauf zwischen 5.000 und 15.000 Tote jährlich allein in Deutschland.
14.142 Tote weltweit, die der Schweinegrippe aufs Konto geschrieben werden, sind - entschuldigt meine Wortwahl und meinen mangelnden Respekt vor den Toten - nicht mal eine Fußnote. Oder aufgerundet 0,0000234%.
Und wir stellen fest: In Deutschland gab es, gemessen am Rest der Welt rein rechnerisch einen extrem schweren Verlauf der Schweinegrippe. Aber zum Weltuntergang reicht es dann doch nicht.
Was lernen wir daraus? Ruhe bewahren, Fakten selbst prüfen, sich nicht hysterisch machen lassen, nur weil Print- und Fernsehmedien glauben, ein guter Schockeffekt würde Quote bringen. Qualitätsmedien zurückfordern und die Presse dafür abstrafen, das sie der Impfung an sich einen so schlechten Ruf verpasst haben.

Das ist ein sehr interessanter Punkt, denn die ersten Impfgegner prophezeien jenen, die sich impfen ließen, heute bereits Spätschäden durch die Impfung voraus. Was natürlich Quatsch ist, denn zwar gibt es bei Impfungen immer wieder mal heftige Reaktionen, Grippeähnliche Effekte und sogar Todesfälle, aber sie bleiben die Ausnahme. Auch die Vorwürfe, Impfmittel seien mit Schwermetallen versetzt und würden unbekannte Schäden im Körper anrichten, kann ich so nicht einfach hinnehmen. Nicht als jemand der gegen Polio geimpft wurde und sich regelmäßig seine Tetanus-Impfung abholt.
Ich halte es hier wie der berühmte Arzt Paracelsus: "Ein Gift ist kein Gift. Kein Gift ist ein Gift. Allein die Dosis macht's, dass ein Ding kein Gift sei."

Mittwoch, 20. Januar 2010

Des Internet-Nutzers liebster Kuchen ist der Googlehupf

Seit knapp einem halben Jahr geht es immer wieder die gedruckte Presse rauf und runter. Auch die entsprechenden Internetseiten sind voll davon: Google soll zahlen. Wofür? Für den Verdienstausfall der Druckmedien, die den Internetsuchdienst direkt dafür schuldig sehen. Denn wer wird sich eine Zeitung kaufen oder ein beitragspflichtiges Internet-Applet nutzen, wenn er die Informationen per Google umsonst bekommen kann?
Das geht nun schon einige Zeit so, und meines Erachtens nach wird die Diskussion schärfer. Entschuldigt bitte, hier habe ich mich verschrieben. Natürlich wird nicht die Diskussion schärfer, sondern die Vorwürfe werden unverschämter.

Ich will heute mal nicht verlinken oder auf einzelne Artikel eingehen, sondern schlicht und einfach meine Meinung zum Thema in Worte fassen. Wenn ich mir die ersten Vorwürfe von Chefredakteuren ins Gedächtnis rufe, die Google ihre Verdienstausfälle bezahlen lassen wollen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Es ist ja nicht so als würde Google die Printmedien scannen und dann unentgeltlich für jedermann ins Web stellen. Wenn man über die Suchmaschine an Daten und Hintergrundfakten einfach schneller heran kommt als über die Tageszeitung, dann ist das nicht Googles Problem, sondern ungenügende Anpassung der Zeitungen. Wenn ich für meinen Blog recherchiere, verlinke ich in letzter Zeit gerne und oft. Meine persönliche Angst, hirnlos etwas nachzuplappern oder aus einer einzelnen Quelle zu zitieren und damit vielleicht Fehler zu wiederholen, soll damit ausgeschaltet werden. Ich sehe mich zwar nicht als Journalist, aber als Blogger habe ich doch auch Verantwortung. Egal wie viele Leute mich hier lesen. Selbst für meine treuesten Leser Subtra und Miyu muss ich so akkurat wie möglich sein. Punkt. Das es mir nicht immer gelingt und ich trotzdem manches Fettnäpfchen nicht vermeiden kann, zeigt mein gestriger Blog über den Besuch von Markus Kompa in der BILD-Redaktion. Aber ich bin ja lernwillig und auch immer bereit mich zu entschuldigen, wenn ich Fehler mache oder die Gefühle anderer Menschen verletze. Dafür nutze ich gerne und ausschließlich Google.

Was aber machen die Zeitungen? Sind die bereit dazu zu lernen? Passen sie sich der neuen Zeit an? Versuchen sie sich als gedrucktes Medium vom Internet abzugrenzen, hervor zu heben und ihren Status zu behaupten?
Leute, bloggen ist eindeutig eine Internet-Geschichte, die auch nur mit Links funktioniert. Die Presse hingegen ist etwas gedrucktes, ganz ohne Bookmarks jederzeit wieder zu finden, wenn man es archiviert. Ich finde die Zeitung an sich sehr praktisch, lese (meistens) jeden Tag meine Lokalzeitung, und dabei am liebsten den internationalen Teil, der mir wutschnaubend schon ein-, zweimal einen guten Blog geliefert hat, aber eben auch den Gedanken, Dinge im Internet für meinen Blog zu recherchieren, an die ich sonst nie gedacht hätte. Was noch viel öfter vorkam.
Wenn also gedruckte Medien Honorare für Verdienstausfall von Google verlangen, hinterlässt das leicht schizophren. Und damit meine ich nicht mich, sondern die Druckmedien. Verdienstausfall haben diese nur, wenn weniger Leute ihre Zeitungen kaufen, oder? Und Google kann diesen Verdienstausfall nur verursachen, wenn es die Zeitungen gratis im Web anbietet.
Wo ist also das große Problem? Soll man Google dafür verantwortlich machen, wenn große Zeitungen von der FAZ über die Süddeutsche bis hin zu WELT und BILD Artikel ins Web stellen, die dann von Google gefunden werden? Das halte ich doch für sehr fadenscheinig.
Auch das zweitaktuellste Argument der Printmedien, ihre Texte urheberrechtlich besser zu schützen ist ein zweischneidiges Schwert. Denn wenn sie ihre eigenen Arbeiten nicht selbst zu schützen vermögen, wie können sie dies von Google verlangen? Durchbricht Google etwa mit seinen Link die Sperren von Bezahl-Apps? Ich glaube eher nicht.
Was ich aber glaube, das ist, dass Google der größte Fisch im Wasser ist. Das beweist schon die Tatsache, dass der Konzern ne knappe Milliarde für Youtube gezahlt hat, um aus der Fun-Seite einen Teil des Mega-Konzerns zu machen. Was ich glaube, ist, dass Google etliche Mitarbeiter einsetzt, um von Bots gehypte Links zurück zu setzen, kriminelle Links zu löschen und den User im wuchernden und unübersichtlichen Internet zu beschützen - solange er über Google sucht.

Einen Link muss ich dann doch setzen. Der führt zum Suchmaschinenverzeichnis. Dort gibt es Links zu sechshundert Suchmaschinen, die meisten von ihnen recht speziell. Aber von denen spricht in der erbosten deutschen Printmedialandschaft niemand. Auch nicht von Yahoo oder Lycos. Viel Lärm um nichts? Eher das Baby-Prinzip: Wenn man nur lange und laut genug Krach schlägt, kriegt man irgendwann auch etwas.

Wege aus der selbst erschaffenen Krise: Viele Printmedien haben es versucht und werden es weiter versuchen, das Internet über die Werbung hinaus profitabler zu machen, indem sie Bezahlseiten verwenden. Dies hat mangels Interesse in der Vergangenheit nicht gut geklappt, und die Chancen stehen auch heute nicht besonders gut, dass dieser Plan aufgehen wird. Was also tun? Mit der Zeit gehen. Vermehrt auf Werbung setzen und sich für Links zu Firmen und anderen Zeitungen bezahlen lassen. Bezahl-Apps? Probieren kann man es ja, aber ich halte die Erfolgsaussichten für gering, weil nicht Google, sondern andere Zeitungen auf ihren Webseiten umsonst bringen, wofür die Apps sich bezahlen lassen wollen.
Das Potential nutzen, das jede Zeitung hat, nämlich ihr Printmedium. Den Sonderstatus der gedruckten Zeitung hervor heben, sie interessanter für Käufer machen und eindeutig zeigen, dass die Webseite das Printmedium unterstützt, nicht umgekehrt. Der Leser muss zur gedruckten Ausgabe geführt, verführt werden. Ideen dazu gibt es tausende. Macht wertvoller was Ihr habt. Denn seien wir doch ehrlich: Mit Monitoren nach Fliegen zu schlagen wird sich nie durchsetzen.

Okay, ernsthaft: Anstatt über Google zu lamentieren und Geld zu fordern, das ihnen überhaupt nicht zusteht, sollten die Printmedien es damit versuchen, ihre Produkte durch Qualität attraktiver zu machen. Das ist zwar nur ein Fingerzeig und keine Endlösung. Aber ich bin ja auch der Meinung, dass die gedruckte Zeitung niemals abgeschafft werden wird, auch nicht vom Internet. Vielleicht schrumpft der Markt zur Zeit, aber eventuell kann man den Konsumenten wieder ins Bewusstsein rücken, was er an der Zeitung an sich hat. Dazu müsste man aber wie gesagt kreativ werden und Qualität bieten. Nur so als Tipp von einem Laien wie mir.

Noch eines ist mir aufgefallen: Die Diskussion um Google hat sich verlagert, leicht verschoben. Ging es anfangs nur um GELD, so versuchen deutsche Leitartikel nun vermehrt die Gefahr zu betonen, die von dem Unternehmen droht, weil Google mehr über uns weiß als wir selbst. Das halte ich für plakativ. Google kann nicht wissen, was ich nicht über mich im Internet veröffentlicht habe, oder zugegeben andere. Aber selbst wenn ich das hinzu zähle, reicht es noch nicht zum gläsernen User, der von den Medien beschrieen wird.
Gut, gut. Diesen Lärm hätte ich gerne bei Schäubles und Zensursulas Plänen zur Internetzensur gehört. Oder bei der Verschärfung der BKA-Befugnisse inklusive Online-Durchsuchungen. Der Massenspeicherung unserer Telefon- und SMS-Daten zur Terrorbekämpfung. Der Entprivatisierung unserer Innenstädte durch flächendeckende Videoüberwachung.
Irgendwie drängt sich mir das Gefühl auf, dass der derzeitigen Google-Thematik mindestens doppelt so viel Aufmerksamkeit und Energie gewidmet wird als den anderen von mir genannten Themen zusammen. Und das ist nicht sehr nett.
Im Übrigen war Google die einzige Firma, welche die Weitergabe ihrer Daten an die Bush-Administration verweigert hat, während AOL, Microsoft und Yahoo obrigkeitshörig weg geknickt sind, ohne es eigentlich zu müssen, wie searchenginewatch.com zu verkünden weiß.

Fazit: Vielleicht weiß Google mehr über mich als der Rest des Internets, als die Printmedien und andere Suchmaschinen, vielleicht sogar mehr als die Bundesregierung. Aber wenn dem so ist, waren meine Daten bei ihnen bis heute in guten Händen. Und ich bin zuversichtlich, dass das auch in Zukunft so sein wird.

Edit: Gerade auf BILDBLOG.de in der Rubrik "6 vor 9" entdeckt. Ein amerikanischer Journalist referiert über die Klage des deutschen Verlegerverbandes gegen Google - weil Google zehnmal mehr durch Werbung verdient als ihre Klientel.
Man fühlt sich fast an den Prozess um ein paar Millionen Dollar gegen McDonalds erinnert, der den Konzern gezwungen hat, auf seine Kaffeebecher "Vorsicht, heiß" drucken zu müssen.
Der Text ist in englisch, aber leicht verständlich.

Weiterer Edit am 21.01.: Ralf Schwartz hat es heraus gefunden, was die Verlage an Google und Co. so kirre macht... Sie wissen einfach nicht, wie man mitspielt. ^^

Dienstag, 19. Januar 2010

Die ganze BILDBLOG-Arbeit umsonst?

Das Thema meines heutigen Blogeintrags ist die BLÖD-Zeitung. Wie eigentlich jeden Tag rief ich heute Bildblog.de auf und las mir die neue Rubrik "sechs vor neun" durch, in der sechs interessante Links aus der gestrigen Tagespresse präsentiert werden.
Mich persönlich hat dabei der Bericht von Heise-Redakteur Markus Kompa interessiert, der für seine Dichtkunst in einem Wettbewerb auf Kai Diekmanns Blogseite einen Tag in der BILD-Redaktion gewann.
Dabei gewinnt man, je mehr Markus Kompa über die Redaktion von innen berichtet, den vagen Eindruck, dass die Welt wohl doch etwas zu schlecht zur gedruckten BLÖD ist, weil sich die Redakteure so offen geben und so lange und hart recherchieren. Dabei tragen sie nicht Anzug, sondern Jeans und Freizeitklamotten, im Gegensatz zum armen Markus, der "im Dreireiher" aufgeschlagen war.
Auch ein Besuch in der Rechtsabteilung beeindruckt den Autoren, vor allem als er feststellen muss, dass "die BILD Paparazzi-Fotos diversen Frauenzeitschriften überlässt, die BILD-Leser-Reporter ja gar nicht so viele Bilder von Prominenten machen und man sich ernsthaft bemüht, bei BILD die Rechte für die veröffentlichten Bilder zu bekommen".
Nun, Herr Kompa, so schlimm ist die BLÖD also gar nicht, wenn sie sogar versucht, ihre komplizierte 68er Verwantwortung aufzuarbeiten. Und es sind ja auch alle hart arbeitende Familienmenschen, oder? Aber auf jeden Fall ganz, ganz nett.
Muss Bildblog.de jetzt die Arbeit einstellen, weil es kein Feindbild mehr hat? Mitnichten. Als erstes sollte sich BLÖD, genauer gesagt die Online-Variante zum Beispiel bei der sechzehnjährigen Anna P. entschuldigen, die vom Opfer per Fotobeweis zur Täterin gemacht wurde.

Herr Kompa, auch wenn sich die Rechtsabteilung der BLÖD bemüht, die Rechte für alle Bilder zu bekommen, ist das nicht das gleiche wie Bilder nicht zu veröffentlichen, deren rechtlicher Status vage ist. Und auch wenn unter "Diekmann alles besser" ist und die BLÖD nur noch vierzig Prozent Anteil an den Rügen des Presserates hält, so sind das immer noch vierzig Prozent zuviel.
Es ist keine Ausrede, dass BLÖD und Diekmann polarisieren wollen oder gerne Diskussionen anschieben. Das entbindet nicht von der Pflicht, die Persönlichkeitsrechte sowohl der normalen Bürger als auch der Prominenten zu achten - was BLÖD aber ungerne tut. Mag sein, dass Diekmann einen besseren Job macht und einen spritzigen Blog mit feiner Zunge führt, aber Minus ist immer noch Minus.
Nicht umsonst gibt es einen "Hilfe, ich bin in BILD"-Ratgeber, der einer Privatperson genau rät, wie sie NICHT aller Rechte beraubt, bloß gestellt und falsch zitiert wird.
Vielleicht ist die Redaktion auf einem guten Wege, aber noch weit, weit, weit vom Ziel entfernt. Niemand verlangt von BLÖD ernsthaften Journalismus, aber ein wenig Ehrlichkeit und gute Recherche wären doch nett. Dafür könnte sich der Herr Chefredakteur gerne mal Zeit nehmen. Die hat er ja, und nutzt sie für seinen Blog.
Zeitmanagement kann man lernen, Herr Diekmann. Zugegeben, ich beherrsche es auch nicht, aber ich veröffentliche ja auch keine zwanzig Zentimeter großen Schlagzeilen.


Edit: Markus Kompa hat einen Kommentar in meinem Blog gepostet. Er sagt, ich interpretiere in seinen Text hinein, dass er der BLÖD für ihre 68er-Zeit Absolution erteilt.
Nun, ich gehe hier mehr oder weniger mit Markus scharf ins Gericht, deshalb ist dieser Einwand mehr als gerechtfertigt. Deshalb stelle ich fest: Die Aufarbeitung der 68er-Vergangenheit habe ich deshalb eingebaut, weil dank des neuen BILD-Archivs eine öffentliche Diskussion unter anderem über diese wenig ruhmreiche Zeit in den Medien kursiert. Wenn Markus in diesem Punkt nicht dastehen will, auf BLÖD-Seite zu sein, gebe ich ihm sogar Recht. Das braucht er nicht und soll er auch nicht. Sicherheitshalber entschuldige ich mich bei Markus Kompa an dieser Stelle. Ich war ja auch nicht sehr nett zu ihm. :D
Aber, Markus Kompa, danke für Deinen Besuch. Manchmal denke ich wirklich, hier kommt fast nie einer vorbei.
P.S.: Ich habe noch mal über die "Schaum vorm Mund"-Sache nachgedacht, bzw. sie ließ mir keine Ruhe. War ich zu scharf zu Markus Kompa, weil er BLÖD nicht runter gebattlet hat? Ist für mich nur kritische Springer-Kritik gute Kritik? Ich habe den Gedanken ein wenig laufen lassen. Okay, ein paar der Formulierungen in diesem Blog sind Markus gegenüber nicht nett, geradezu spöttisch zu nennen. Aber im großen und ganzen habe auch ich Fakten genannt.
Und nein, nur weil jemand ohne Schaum vorm Mund über BILD schreibt, gehört er für mich nicht zu den BILD-Sympathisanten. Und ich stehe zu meinen Kritikpunkten.

P.P.S.: Dass Markus Kompa in der Tat ein kritischer Betrachter der BILD ist, sieht man hier.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Thermit im Nacktscanner oder wie die neue Technologie Versagen lernte.

Es kommt vor, aber nicht allzu häufig, das ich tatsächlich mal im Fernsehen eine Talkshow sehe.
Gestern platzte ich eher zufällig in die Talkshow von Markus Lanz, und das mitten in eine ungekennzeichnete Werbesendung für den neuartigen Nacktscanner. In diesem speziellen Fall die Version, die keine Silhouetten abbildet. Befürworter und Gegner waren versammelt, ein Technik-Experte der Nacktscanner-Firma aus dem Ausland eingeflogen, und zwei riesige Blöcke aufgestellt, zwischen denen das Nacktscannen funktionieren sollte.
War die Stimmung anfangs noch sehr pro Scanner eingestellt, und deshalb durften (den Namen habe ich gerade im Internet recherchiert, weil ich mir keine Notizen gemacht habe) Herr Bosbach vom Innenausschuss des Bundestages sowie der englischsprachige Spezialist ungehindert ihre Technologie und ihren schnellen Einsatz anpreisen, vor allem weil das Hauptmanko, nämlich der Silhouttenscan, abgeschaltet und die Technologie damit nicht mehr voyeuristisch ist.
Bullshit! Für mich ist das Hauptthema nur am Rande die exhibitionistische Komponente. Ich fand, wie Ihr, meine lieben Leser, in meinem Blog nachlesen könnt, die Funktion des Scanners wesentlich wichtiger - und stellte seine Nützlichkeit in Frage.
Nun, wie gesagt, bis zu diesem Punkt war es eine Werbesendung für den Nacktscanner, und alles schien gut gelaufen zu sein. Aber leider hatten die Befürworter die Rechnung ohne zwei Personen gemacht. Der eine war Markus Lanz selbst, aber dazu später mehr. Der andere war der Gegner der Nacktscanner-Technologie, Professor Werner Gruber.

Professor Gruber ist für seine "Tipps an Terroristen" bekannt. So würde es aber nur ein Idiot formulieren. Er selbst versucht durch seine Hinweise auf Sprengladungen aus Haushaltschemikalien eher zu vermitteln das nichts wirklich einhundert Prozent sicher sein KANN, solange die wichtigste Grundvoraussetzung in der Welt nicht abgeschafft wurde, nämlich der Nährboden für Terrorismus durch Unterdrückung, Diskriminierung und Übervorteilung. Bis das der Fall sein wird, kann man für ein paar Cent auch Bomben basteln. Falls man die richtige Mischung kennt.
Im übrigen stimme ich hier als altgedienter Perry Rhodan-Leser mit dem Professor überein. Allgemeiner, weltweiter Wohlstand, freie Bildung und ein Ende der Diskriminierung und Unterdrückung von Ressourcenstaaten in Afrika und im Nahen Osten birgt einzig die Chance, Terror zu beenden. Religionsfreiheit und Religionstoleranz nicht zu vergessen.

Aber der gute Professor ist nicht nur ein Lebensphilosoph. Er ist auch Physiker, und sein Fachwissen wusste er gut in Szene zu setzen. Er selbst setzte sich dem Nacktscanner aus, mit einem Handy, einem Schweizer Taschenmesser und dem Transponder für sein Mikrophon am Körper.
Der Scanner erfasste den Transponder und das Handy, nicht jedoch das Messer.
Und dies wurde zur großen Stunde des Herrn Professors, als er nach und nach mehrere Behälter mit Haushaltschemikalien aus seiner Jacke hervor zog, die der Scanner NICHT entdeckt hatte.
Dies brachte den Spezialisten in Erklärungsnotstand, und er haspelte sich damit heraus, das Herr Gruber in einem Scanner auf einem Flughafen selbstverständlich sein Jackett ausgezogen hätte. Der Scanner hatte diese Behälter nicht erfassen können, weil sie nicht eng am Körper anlagen. Hallo? Wäre ich Terrorist, wüsste ich jetzt schon mindestens drei Wege, um dieses Manko des Nacktscanners auszunutzen! Weite Hemden sind da nur die kürzeste Idee.
Aber es kam noch besser. Professor Gruber präsentierte seinen Unterschenkel, auf den er mit Hilfe von Klebeband, also direkt auf der Haut (genau die Situation, die der Nacktscanner erkennen soll) ein Glasröhrchen geklebt hatte.
Diesmal blieb dem Spezialisten nur hilfloses Schweigen.

Nun aber schlug die Stunde von Markus Lanz. Der hatte bereits vor der Sendung ein Experiment vorbereiten lassen. Vor dem Studio wartete ein Versuchsaufbau auf Professor Gruber samt seiner Chemikalien, die Diskussionsteilnehmer und Markus Lanz.
Draußen war eine Eisenpfanne auf Steinen aufgebockt. Der Professor legte die Behälter hinein und erklärte, das es sich bei einer konkreten Mischung um Thermit handelte, eine Verbindung, die einmal entzündet, mit bis zu viertausend Grad abbrennen würde und unlöschbar ist. Kein Wunder, denn das Eisenoxyd im Thermit bringt den Reaktionssauerstoff ja schon mit.
Also zündete der Herr Professor die Mischung an, alle Beteiligten hielten weit, weit Abstand, und die Masse begann ellenlange Sekunden zu brennen. Nach einer gefühlten Minute war die Reaktion vorbei, und die Eisenpfanne an mehreren Stellen schlicht durchgebrannt!
Dankenswerterweise hielt Professor Gruber die Zusammensetzung des Thermits geheim.

Damit hat Herr Lanz die Befürworter mächtig auf Grundeis laufen lassen, denn der Scanner hat nicht nur dabei versagt, die Chemikalien zu finden, er hat auch das Glasröhrchen, das den Zünder hätte enthalten können, nicht einmal ansatzweise entdeckt.
Die Technologie taugt nichts. Sie ist nur teuer, aufwändig und vermittelt den Menschen etwa die gleiche Sicherheit wie jene Survival Kits, die in Amerika nach dem elften September verkauft wurden, und aus Atemmaske, Klebeband zum Fenster abdichten und Trockennahrung bestanden hatten: Bestenfalls eine vage.
Hier wird mit viel Geld versucht, noch viel mehr Geld zu verdienen. Aber da ich weiß, dass der nigerianische Terrorist, der durch seinen misslungenen Anschlag die Diskussion erst angeschoben hat, von Schiphol startete, einem niederländischen Flughafen mit bereits fünfzehn Nacktscannern, gehe ich mal nicht davon aus, es hier nicht mit einem Riesenkomplott der Nacktscannerindustrie zu tun zu haben. Obwohl, es wäre dann die gleiche hysterische Handschrift, die wir schon nach 9/11, Vogelgrippe und Schweinegrippe erlebt haben. Ups, ich habe es gesagt.

Als neue Technologie, welche die Sicherheit erhöht, taugt der neue Scanner m.E. also NICHT.
Stattdessen sollten wir uns wirklich, wirklich, wirklich (abgesehen davon, dass Flugzeugattentate immer noch sehr selten sind) mal am Flughafen von Tel Aviv orientieren, dem weltweit größte Sicherheit bescheinigt wird. Doch dann kann die Industrie ja nicht zehntausende schlecht funktionierender Geräte als brandneue und hochwertige Sicherheitstechnologie verkaufen. Pech.

Nachtrag: Das ZDF stellt wie immer die ganze Sendung online. Sehr empfehlenswert zu sehen.

Dienstag, 12. Januar 2010

"Für den Kaiser" ist fertig

Ja, es geht tatsächlich mal wieder ums schreiben, genauer gesagt um meine vierbändige Romanreihe "Für den Kaiser". Ich bin tatsächlich endlich fertig geworden, und Ihr, meine treuen Leser, könnt die vollen zweieinhalb Millionen Anschläge auf www.twobt.de, www.battletech.info und www.fanfiktion.de nachlesen.
Jetz, wo ich mit diesem Mammutprojekt fertig bin, verbleibe ich etwas ratlos. Gewiss, jetzt kommt noch die Überarbeitung, Fehlerkorrektur und die wichtige Entscheidung, ob ich Buch vier nicht in zwei Exemplare aufsplitte. Aber danach?
Ich finde den Text gut gelungen,und auch die Charaktere gefallen mir sehr. (Okay, okay, das ist meine Meinung als Autor.) Aber darüber hinaus habe ich nie gedacht. Falls also jemand verwertbare, verwirklichbare Vorschläge für mich hat, was ich jetzt mit "Für den Kaiser" anstellen soll, nur her damit.

Mittlerweile denke ich an einen Spinoff. Mal sehen, ob und was ich daraus mache.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Die Welt aus der eigenen Sicht sehen...

Mit diesem eher normalen Titel möchte ich gerne den Blog beginnen. Genauer gesagt mit zwei Personen, die m.E. die Welt etwas zu sehr aus eigener Sicht sehen.
Zwei Themen erwarten heute meine eifrigen Leser. Im einen geht es um den Islam im weitesten Sinne, im anderen um *sigh* die Nacktscanner.

Doch der Reihe nach. Vor ein paar Tagen wurde der als Mohammed-Karikaturist bekannt gewordene Kurt Westergaard in seiner dänischen Heimat von einem mit einer Axt bewaffneten Einzeltäter in seinem Haus überfallen. Er und sein Enkel konnten sich gerade so noch in sein Badezimmer retten. Die Polizei kam schnell hinzu, da der Mann unter Polizeischutz steht, und konnte den Täter verhaften. Ende gut, alles gut? Nein, sicherlich nicht. Ich will heute allerdings nicht über Westergaard oder seine Karikaturen sprechen, obwohl ich als eingefleischter MAD-Leser in dieser Beziehung abgehärtet bin, sondern über Trittbrettfahrer.
Ein Trittbrettfahrer fiel mir da in der heutigen LDZ ganz besonders ins Auge, nämlich die türkischstämmige Soziologin Necla Kelek. In einem Interview äußerte sie sich besorgt, geradezu entrüstet über die fehlende Resonanz in den Medien nach dem Anschlag und warf deutschen Medien Angst vor dem radikalen Islam, ja Duckmäuserschaft vor. Sie ging sogar so weit zu sagen, dass "man (die Medien) anscheinend froh sei das nichts schlimmeres passierte und man nun Eskalationen vermeiden will".
Weiter ging sie hart mit den Anhängern des islamischen Glaubens ins Gericht und warf ihnen vor - wobei sie erfreulicherweise nur zehn Prozent von ihnen meinte - man könne nicht für Minarette, Moscheen und Kopftücher sein und dann Selbstmordattentäter, Zwangsheirat und Ehrenmorde ausschließen, bzw. aus der Verantwortung.
Nun kenne ich Frau Kelek überhaupt nicht, und ehrlich gesagt habe ich auch nicht das Bedürfnis, sie kennen zu lernen. Denn ich halte nichts von Radikalen, egal in welche Richtung sie schießen. Ich bin nur ein wenig verwundert, weil ICH die Medienwelle gesehen habe, die nach dem Anschlag durch Deutschland rollte. Was hat Frau Kelek erwartet? Das automatisch ein Inhaftierungspogrom beginnt und alle "radikalen" Ausländer anschließend ausgewiesen werden? Oder das unsere Zeitungen sofort ein solches Vorgehen fordern?
Was Herrn Westergaard passiert ist, war eine Nachricht. Diese wurde verbreitet. Sicher ergaben sich daraus Forderungen nach Konsequenzen, aber die sollte der Attentäter tragen, nicht jene, die Glaubensbrüder dieses Mannes sein müssen, weil er sich zum Islam bekannt hat.
Auch verwundert es mich, dass sie fordert, dass neben dem Kopftuch auch ein Bekenntnis zum Ehrenmord kommen müsse. Hallo, Frau Kelek? Tot schweigen ist wohl eine herzlich dumme Idee, aber ich persönlich finde es schon mal einen sehr guten Anfang, wenn islamische Bürger in Europa Ehrenmorde schon mal NICHT unterstützen.
Ich frage mich gerade, ob Frau Kelek zur Radikalisierung gegen radikale Islamisten aufgerufen hat.
Liebe Frau Kelek, Minus und Minus ergibt NUR in der Mathematik Plus. Also seien wir einfach froh über jeden in Deutschland lebenden Moslem, der Ehrenmorden, Zwangsheiraten und Selbstmordattentaten nichts abgewinnen kann. Denn diese schleichende Revolution in den Köpfen bedeutet letztendlich, dass sie in Deutschland angekommen sind.


Thema Nummer zwei wurde vom Kommentar in der heutigen Ausgabe der Leine Deister Zeitung inspiriert: Der Autor Christof Schneider verteidigt dort vehement die Nacktscannerpläne, und erklärt auch wieso er das tut.
Leider habe ich hierfür keinen Internetlink gefunden, abschreiben will ich auch nicht, also werdet Ihr, meine lieben Leser, wohl die Zeitung kaufen müssen, wenn Ihr den Kommentar lesen wollt.
Jedenfalls verteidigt Herr Schneider die Nacktscannerpläne, und führt dabei an, "dass die Mehrheit der pragmatischen Deutschen" lieber ein wenig Intimsphäre aufgibt, um dafür ein wenig mehr Sicherheit beim fliegen zu haben".
Auch die Kritik, das der Nacktscanner einfach umgangen werden kann, indem man Waffen und Sprengstroff IM Körper durch den Scanner schmuggelt, kontert Herr Schneider mit dem Hinweis: "Doch nicht alle Terroristen sind Vollprofis".
Herr Schneider, Sie haben Unrecht. Terroristen, die sich auf Flugzeuge schmuggeln, die Sprengstoff mitbringen und/oder Waffen, SIND Vollprofis. Sie sind sozusagen die Crème de la Crème des internationalen Terrorismus. Denn die Kontrollen vor internationalen Flügen gehören zu den Aufwändigsten in der Welt (Einschränkung: Wenn sie durchgeführt werden), und setzen die Messlatte entsprechend hoch. Dass mit dem jungen Nigerianer, der durch eine Fehlfunktion der Zündflüssigkeit nicht erfolgreich war, nun kein hochkarätiger Terrorist, sondern nur ein schauspielerisch begabter Fanatiker der hinteren Chargen an Bord war, deutet vielleicht das Gegenteil an - außer man betrachtet das Selbstmordattentat als das was es ist: Ein Bauernopfer. Und obwohl das Attentat gescheitert ist und die Al Kaida-Sprengstoffspezialisten erst mal dran feilen müssen warum die Bombe nicht zündete, ihren Nutzen hat die Organisation trotzdem. Der Anschlag ist zwar fehlgeschlagen, der Attentäter in der Hand ihrer Feinde und Amerika wieder sicher... Aber sie ziehen dank der Medien ihren Nutzen daraus und verbreiten Angst und Schrecken, ohne Angst und Schrecken zu verbreiten. Solche Zeiten sollte man weder dazu missbrauchen, den Terroristen kostenlose Promotion zu liefern, noch trittbrettfahrenden, unnützen Technologien Tür und Tor aufzuhebeln.

In den letzten Jahre sind mir einige Flugzeugabstürze zu Ohren gekommen, aber nicht ein einziges erfolgreiches Attentat. Könnte es also sein, das fliegen immer noch die sicherste Form des Reisens ist, Terrorismus hin, Terrorismus her? Und könnte es nicht sein, dass die Bundesbürger DOCH etwas gegen unnütze, voyeuristische und wertlose Technologien haben, die sie bloß stellen? Herr Schneider, ergreifen Sie nicht Partei für eine Technologie, die in Holland schon einmal dabei versagt hat, einen Terroristen aufzuhalten - entweder aus technischen Gründen, oder weil sie falsch platziert war (wir erinnern uns alle: der niederländische Flughafen Schiphol, von dem der Nigerianer geflogen ist, HAT bereits fünfzehn Nacktscanner). Stattdessen bewahren Sie bitte unzählige Flughäfen davor, in überteuerte, sinnlose Technologien zu investieren, deren Kosten diese dann auf die Gesellschaften wälzen, von wo es zu den Fluggästen geht, oder noch schlimmer zu den zweiundachtzig Millionen Steuerzahlern in Deutschland. Noch mal: Terroristen, die sich an Flughäfen ran wagen, SIND Vollprofis.

Edit am 10.01.: Zusätzlich bemerkt ist die Hoffnung, dümmere Terroristen "abfischen" zu können nicht nur lächerlich, sondern auch noch äußerst gefährlich, Herr Schneider.

Dienstag, 5. Januar 2010

Nacktscanner nacktscannen nur wenn sie nacktscannen.

Es ist schon einige Zeit her, dass ein fanatischer Nigerianer bereit war, sich selbst in die Luft zu sprengen und das amerikanische Flugzeug, in dem er reiste, gleich mit.
Diese Tat, die verhindert wurde, weil der pulverförmige, bzw. kristalline Sprengstoff nicht zündete, sondern abbrannte (und, da bin ich kein Experte, deshalb nicht nachträglich explodierte, weil der Brand gelöscht werden konnte... Vielleicht wäre er aber auch dadurch nicht detoniert), warf den Ruf nach Nacktscannern auf. Diese Sicherheitstechnologie, die von vorneherein voyeuristisch empfunden wurde, soll tatsächlich, da sie durch die Kleidung dring, alles offenbaren, was "man" am Leibe trägt. Auf diese Weise, so die Befürworter der neuen und supernützlichen Technologie, wäre auch das Sprengstoffpäckchen entdeckt worden. Soweit so gut.
Vor einigen Tagen hörte ich dann, dass Hollands Flughäfen als so ziemlich einzige in Europa den Nacktscanner bereits einsetzen... Klick.
Der nigerianische Möchtegern-Bomber startete vom niederländischen Flughafen Schiphol... Klick.
Die Vertreter dieser neuen Sicherheitstechnologie behaupten, ihre Scanner hätten den Sprengstoff entdeckt... Klick.
Hierzu ein hilfreicher kleiner Link zu einem Artikel auf freiepresse.de, der zu berichten weiß, dass der Amsterdamer Flughafen Schiphol sechzig neue Nacktscanner einsetzen will. Der Witz an dem Artikel ist allerdings der letzte Satz. Zitat aus der Meldung: " Auf dem Amsterdamer Flughafen, von dem aus das US-Flugzeug Weihnachten startete, gibt es bereits 15 Nacktscanner."
Klick, klick, klick, klick, klick, klick. Bingo.
Was ist also passiert? Laut Bericht der Flughafensicherheit wurde der nigerianische Möchtegernterrorist mit dem Metallsucher gecheckt und oberflächlich abgetastet, bevor er in das Flugzeug nach Amerika stieg.
Wie jetzt? Schiphol hat fünfzehn Nacktscanner, und die stehen nicht an den internationalen Terminals? Also entweder lügt hier jemand nach Strich und Faden, um die neue Technologie Hoffähig zu halten... Oder in Schiphol gibt es einen sehr bedauerlichen Fehler im Sicherheitskonzept. Wenn das zu den Amis durchsickert, werden sie entweder sehr sauer sein oder ihr Vertrauen in diese neue revolutionäre Technologie vollkommen verlieren.
Lernt mal lieber vom sichersten Airport der Welt anstatt auf Technologie zu setzen, die sowieso umgangen werden kann.
Übrigens kann man mehrere Artikel zum Flughafen von Tel Aviv kontra Nacktscanner googlen, einige sind aber aus unerklärlichen Gründen nicht oder nur über kleine Tricks erreichbar.

Montag, 4. Januar 2010

Am Aschermittwoch ist 2012 - alles vorbei?

Seit einiger Zeit, sprich einigen Wochen, geistert eine ganz bestimmte Nachricht durch das Web und durch die Medien. Diese hat etwas mit der Jahreszahl 2012 zu tun. Denn in diesem Jahr soll der Maya-, bzw. Azteken-Kalender das Ende des Fünften Zeitalters erreichen. Grund genug für Witzbolde, Sensationstheoretiker und Endzeitphilosophen, Möchtegern-Dänikens und anderen Trotteln, die wahrscheinlich auch glauben, die Bibel sei ein historisches Sachbuch, das Ende der Welt herbei beschwören zu wollen.
...sacken lassen.

Leute, jetzt aber mal ernsthaft. Was ist aus dem Kometen geworden, der 2001 in der Nordsee einschlagen sollte, der das Leben auf der Erde vernichten wollte? Was ist aus den anderen großen kosmischen Bedrohungen geworden, die uns auslöschen sollten? Zum Beispiel eine explodierende Sonne, die nächste Eiszeit, weitere Asteroiden von der Größe Texas', und, und, und... Ist in den letzten zwölf Jahren ein Asteroid von nennenswerter, erwähnenswerter Größe auf der Erde aufgeschlagen? Nein, sicherlich nicht. Unsere Presse hätte da nämlich sofort eine misslungene UFO-Landung draus gemacht. Also, was soll die Panik? Warum sollte ein Relikt aus vergangener Zeit, das auf einem Mythos basiert, unser reales Leben 2012 mit einem Haps vernichten? Wie, man kann nicht vorsichtig genug sein? Also, ich sehe da keinen Anlass zur Sorge, und dies aus genau zwei stichhaltigen, leicht nachweisbaren Fakten, die ich hier präsentieren werde.

1) Mit dem 21.12.2012 soll das Ende für uns alle kommen, weil der Kalender der Azteken (richtig, nicht der Maya-Kalender) an diesem Tag enden soll. Auffällig daran ist, dass dieser Tag Wintersonnenwende ist. Das große Unglück soll also nicht an irgendeinem Tag geschehen.
Haken bei der Geschichte: Die Erde bewegt sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne, d.h. wir erreichen im Winter den sonnennächsten Punkt auf unserer Bahn und im Sommer den Sonnenfernsten Punkt. Die Jahreszeiten bilden sich durch die Achsneigung der Erde, nicht etwa dadurch, das wir der Sonne im Sommer näher wären. Im Gegenteil. D.h. auch wenn wir im Winter der Sonne eigentlich NÄHER sind, kriegen wir dadurch, dass die Achsneigung die Südhalbkugel exponiert, weniger Sonnenlicht und weniger Wärme ab. Es ist also kälter. Ein halbes Jahr darauf dreht die Achsneigung wieder und exponiert den Norden. Und obwohl wir der Sonne FERNER sind, haben wir Sommer, alleine durch die Achsneigung.
Warum ich das erwähne? Einmal weil ich selbst erst einmal recherchieren musste, um einhundert Prozent sicher zu sein. Und einmal, um ganz scheinheilig zu fragen: Was ist so besonderes an der Wintersonnenwende? Quasi auf dem stabilsten Punkt unserer Bahn um die Sonne, in einem großen weiten weichen Bogen, an dem uns unser Muttergestirn garantiert fest und sicher im Griff hat? Ich wage zu behaupten: Nichts. Aber ich wette etliche Möchtegernforscher von der Nordhalbkugel der Erde sind zu gerne auf den Zug aufgesprungen, weil sie glaubten, im WINTER müsste die Erde ihren fernsten Punkt von der Sonne erreicht haben, und sich damit an der Spitze ihrer elliptischen Bahn befinden. Der ideale Punkt für eine Katastrophe, zum Beispiel das die Erde ihre Umlaufbahn durch diffuse Zentrifugalkräfte verlässt. Aber keine Sorge, meine lieben Möchtegernforscher. Auch wenn es keinen astronomischen Grund gibt, auf das Ende der Welt zu warten, so könnt Ihr zumindest auf ein Eingreifen der aztekischen Götter hoffen.

2) Der Kalender der Azteken, Maya und dergleichen ist ein Fake.
Nein, das ist kein Witz. Ist leider einhundert Prozent wahr. All die Dinge über die fünf Zeitalter, über das Ende der Welt und dergleichen wurde aus der indischen Mythologie geklaut und in Maya-Schriftstücke hinein interpretiert. Warum ich das behaupte? Weil erste Berichte über die Entschlüsselung der Maya-Bilderschrift erst Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gelangen, aber infantile und phantasievolle Übersetzungen bereits im neunzehnten Jahrhundert kursierten, die sachlich sowas von falsch waren.
Mein guter Freund Harun Raffael schreibt gerade an einem erschreckend guten Sachbuch über MU, Atlantis, die Maya-Kultur und ihre Historie. Dabei hat er festgestellt, dass... Nein, das ist falsch formuliert. Dabei kamen seriöse Astronomen und Archäologen mit Zitaten (mit Quellverweis) zu Wort, die den Maya-Mythos und ihre angebliche Zeitrechnung als vollkommenen Unsinn abtaten. Das hat nichts mit Hochnäsigkeit oder Lehrmeinungen zu tun und ist auch kein Futter für die Archäologie-Rebellen, die das Erbe eines Schliemanns antreten wollen. Es würde zu weit führen, auf die Hintergründe, den damaligen Zeitgeist, die Atlantis-Begeisterung und dergleichen einzugehen. Und es würde zu weit führen all das zu verlinken. Andererseits will ich einer Behauptung nicht nur mit einer Gegenbehauptung gegenüber treten, sondern zumindest mit einer Erklärung und Fakten.
Um es schlicht und einfach zu machen: Die erste Deutung der Maya-Schrift war ein Riesenreinfall. Die so genannten Codize, Bücher der Maya-Kultur, wurden in einer Art Bildschrift verfasst. Die meisten fielen der Zerstörungswut christlicher Fanatiker zum Opfer, angeführt von Bischof Diego de Landa. Diese vollkommene Kastration der Kultur der Azteken und anderer Völker erboste schließlich sogar die Kirche, und der gute de Landa wurde dazu gezwungen, einige noch erhaltene Bücher zu kopieren. Nun verstand de Landa von dieser Schrift nicht das geringste. Aber er war ein findiger Geist und verstand es zu interpretieren. Als Geistlicher war er sicherlich mit dem Althebräisch vertraut, das ebenso wie das altägyptische keine Vokale kennt und deshalb auf sinnvolle Interpretation angewiesen ist... Bei den Codize war er etwas großzügiger und bastelte sich die Übersetzungen zurecht, wie sie ihm sinnvoll erschienen. Das Ergebnis war eine wilde, obskure, aber spannende Menschheitsgeschichte, vom Vorbeginn aller Zeiten, die aber in etwa so viel Realität enthielt wie eine eine heutige Nachmittagstalkshow.
Auch Etienne Brasseur, der zwar als Historiker der Indianerkulturen wertvoll war, aber auf de Landas Übersetzungsversuche herein fiel, konnte die fiktive Geschichte bunter gestalten - aber nicht richtiger. Dass letztendlich doch im zwanzigsten Jahrhundert eine Übersetzung gefunden wurde, die Sinn machte, war tatsächlich zu einem geringen Teil der Verdienst der beiden. Dafür aber hatten sie die ganze Welt - wahrscheinlich ungewollt - zweihundert Jahre in die Irre geführt.
Der Codex Troano zum Beispiel, aus dem ein Großteil der fulminanten Geschichten stammten, enthält in Wirklichkeit religiöse Anweisungen und Tipps zur Bienenzucht, aber sicher nichts, was auf das Ende der Welt am 21.12.2012 hin deuten würde. Oder auf eine Methode, die Zeit zu zählen, geschweige denn die Zeitalter. Einen Hinweis auf einen Anfang des Fünften Zeitalters sucht man übrigens auch vergebens. Ohne Anfang kein Ende.

Fazit: Da das historische Gebilde der fünf Zeitalter mit dieser Argumentation zusammenfällt wie ein Kartenhaus, dem man die untersten Karten entnommen hat, sind auch sämtliche Daten irrelevant. Das Ende der Welt, angelehnt an das indische Kali Yuga (müsste ich recherchieren, wann das enden soll) , oder besser dort geklaut, hat also kein relevantes, sicheres oder recherchierbares Datum, außer es kann aus Anweisungen zur Bienenzucht orakelt werden.
Damit, so Leid es mir tut, gibt es keinen Weltuntergang am 21.12.2012, weder astronomisch, noch historisch gesehen. Aber tröstet Euch, vielleicht geht die Erde ja noch auf eine andere Art bis dahin unter. Nur leider, meine lieben Verschwörungs- und Endzeittheoretiker, kann man damit keine Bücher verkaufen, keine Meldungen lancieren und nicht die Menschen in Angst und Schrecken versetzen.