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Sonntag, 28. Februar 2010

Tsunamis machen keine Wellen

Okay, ich muss zugeben, ich bin KEIN Experte, weder für Erdbeben, noch für Naturkatastrophen und erst recht nicht für Tsunamis. Aber das hat mich bisher noch nie gehindert, zu einem Thema meine Meinung zu sagen. So wie in diesem speziellen Fall nach dem schweren Erdbeben vor der chilenischen Küste, in dem Journalisten dem allgemeinen Hysterie-Trend verfallen, und jede etwas größere Welle zur Tsunami erklären. Immerhin, betroffen von der Warnung war der gesamte Pazifik-Raum, und nachdem an Chiles Küste schon eine erhebliche Flutwelle gemeldet worden war, war die Warnung in jedem Fall gerechtfertigt.
Dennoch muss ich in diesem Fall über die Berichterstattung von Tagesschau.de den Kopf schütteln, wenn die offensichtliche Unwissenheit des Autors so penetrant sichtbar wird. Denn das, was dort an den Küsten von Hawaii, Samoa, Tonga, Neuseeland, Japan und Russland auflief und "teilweise die Höhe von zwei Metern erreichte" war gewiss eine schöne Welle, aber sicher keine Tsunami.
Denn eine zwei Meter hohe Tsunami hätte erhebliche Verwüstungen angerichtet. Schon die knapp anderthalb Meter hohe Welle von Hawaii hätte die Strände überspült. Eine Tsunami ist keine Oberflächenwelle, sondern eine Bewegung der gesamten Wassersäule. Das macht sie ja so gefährlich. Wenn ein Erdbeben oder ein Erdrutsch eine Tsunami auslöst, dann wird das Wasser in der kompletten Säule verdrängt, von der Oberfläche bis zum Meeresgrund. Im Pazifik haben wir Tiefen von bis zu sechs Kilometern. Das bedeutet eine Menge Wasser, das bewegt wird.
In Küstennähe fehlt der in Bewegung gesetzten Masse allerdings die Tiefe, und das meine ich nicht ironisch. Die Wassersäule staut sich auf, wächst in die Höhe, und es kommt zur gefürchteten Tsunami.
Es kommt also keinesfalls darauf an, wie hoch eine Tsunami ist, sondern wie viel Wasser sie mit sich führt, wie groß ihre pure Wucht ist, wie man an der Tsunami in Thailand 2004 sehen kann.
Hohe Wellen sind nicht automatisch Tsunamis. Doch es wäre mittlerweile sicherlich vom deutschen Journalismus zuviel verlangt, Unterschiede zu machen, wenn man doch Schlagwörter hat.

P.S.: Ich bezweifle mit keinem Wort, dass diese Wellen vom Erdbeben vor Chile ausgelöst wurden. Ich bezweifle nur, dass es Tsunamis waren. Selbst mit einem Meter Höhe hätten diese enorme Verwüstungen angerichtet.
Ein kleiner Tipp von mir, um das nächste Mal eine Tsunami zu erkennen: Bevor die Welle eintrifft, zieht sie das Wasser von den Stränden ab. Dieser Sog vor der Welle ist typisch für eine Tsunami, und der puren Masse geschuldet.
Etwas mehr journalistische Sorgfalt wäre wirklich nett, Tagesschau.de.

Edit: Tagesschau.de hat tatsächlich eine Erklärung zum Thema nachgeschoben. An der Erklärung, für Laien leicht verständlich, kann ich keinen groben Fehler finden.
Nur warum habt Ihr Euch nicht vorher an diesem Wissen orientiert? Dann wäre aus den durch den Pazifik laufenden Wellen keine Tsunamis geworden.

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