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Donnerstag, 8. April 2010

Ziel erreicht in Kundus?

Tja, Herrschaften, es ist nun schon einige Jahre her, dass die USA beschlossen haben, als Reaktion auf die Anschläge auf das World Trade Center die "Terrorcamps von Taliban und Al Kaida in Afghanistan" zu bekämpfen. Heraus gekommen ist eine Invasion und eine Besetzung des Landes am Hindukusch. Über Sinn und Nutzen brauchen wir hier nicht streiten; Kämpfe sind immer NICHT erstrebenswert. Und das derTeufel (Taliban) mit dem Beelzebub (US Army) ausgetrieben wurde ist ein offensichtlicher Fakt, über den wir auch nicht streiten brauchen. Dass ein afghanischer Präsident Karsai also versucht, in der Politik die Stammesältesten, die traditionell in seinem Land die Politik betreiben, in sein Boot zu holen und dabei sogar riskiert die Amerikaner zu verärgern, ist da ein folgerichtiger und konsquenter Schritt. Wenn er sein Amt ernst nimmt, wenn er seine Verantwortung für sein Volk ernst nimmt. Besser spät als nie, sage ich da nur.
Was soll Afghanistan auch schon passieren? Schlimmer kann es nur werden, wenn die Taliban ihre Kontrolle wieder über Afghanistan etablieren. Aber das sind nur ein paar Gedankenfragmente zur aktuellen Entwicklung.

Wichtiger hierbei ist: Die USA damals unter Dubia Bush haben verzweifelt versucht, "eine groß angelegte internationale Koalition gegen den Terror" zu etablieren, und es sind tatsächlich einige Nationen mit kleinen Kontingenten nach Afghanistan gekommen. So auch Deutschland, die ihre Truppen in Kabul, der Hauptstadt, konzentriert hatten.
Die USA blieb aber stets die Nation, welche die meisten Truppen stellte. Alle anderen Nationen, so scheint mir, haben lediglich Alibi-Truppenkontingente gestellt. Und Deutschland zum Beispiel hat sich darüber hinaus nicht auf das Irak-Abenteuer der Bush-Administration eingelassen.
Natürlich wollten die USA die Lasten des Krieges, finanziell und Personalpolitisch nicht alleine tragen. Deshalb liegen sie zum Beispiel uns Deutschen seit jeher in den Ohren, unser Kontingent zu vergrößern. Und mit der Region Kundus haben wir auch bald einen Bereich zugeteilt bekommen, der weit weit weg von der Haupstadt liegt, und der um einiges gefährlicher war und ist. Das drängt den Verdacht auf, dass die Amerikaner gehofft haben, wir würden Verluste haben. Empfindliche Verluste, schmerzhafte Verluste. Um die öffentliche Meinung in Deutschland zu drehen, die gegen eine Intervention der Bundeswehr in Afghanistan ist. Die unsere Regierung dazu verleitet, weitere Truppen zu schicken. Schwerer bewaffnete Truppen. Mehr Hightech.
Am Karfreitag wurden dann in einem unübersichtlichen urbanen Gebiet deutsche Soldaten auf Patrouille überfallen. Drei wurden getötet, und in den Kämpfen, die sich fast über den Tag hinzogen, weitere Soldaten verwundet. Über Tote auf Seiten der Angreifer, mutmaßlich Taliban, ist nichts bekannt, wenngleich erste Berichte zumindest von einem verletzten, wenn nicht toten Taliban-Anführer sprachen. Über weitere Tote wurde nicht berichtet. Es wäre eventuell Kontraproduktiv gewesen, wenn zum Beispiel bekannt geworden wäre, dass die Angreifer drei oder sogar mehr Tote in ihren Reihen gehabt hätten. Kontraproduktiv für die jetzt angeschobene Diskussion, um der Bundeswehr mehr Ausrüstung, mehr Truppen und mehr Panzer zu stellen.
...sacken lassen.

Meine letzte Information, die ich über die Kundus-Region hatte, unterschied sich ein klein wenig vom üblichen Sermon des unwirtlichen, unpassierbaren bergigen Gebiets.
Die Region um Kundus soll sumpfig und bewaldet sein, unpassierbar für schweres Gerät.
Warum also die Diskussion über Panzer? Weil sich ein Panzer in Afghanistan zumindest gut in der Presse macht? Warum mehr Truppen, warum bessere Ausrüstung? Die modernen Offensivwaffen der Deutschen sollen mehr bringen als die modernen Offensivwaffen der Amerikaner? Wo ist da die Logik?
Wenn eine Truppenaufstockung Erfolg verspricht und den Regionen den letztendlich dringend notwendigen Frieden sichern helfen kann, dann die Entsendung von Soldaten, die auf unwirtliches, schlecht passierbares und auch bergiges Gebiet spezialisiert sind. Unser Verteidigungsminister weiß wovon ich rede: Den Gebirgsjägern. Die wären für einen solchen Einsatz geradezu hervorragend geeignet, angemessen ausgebildet, und sie können die "Muli-Taktik" der Taliban auskontern.
Wenn es der Bundesregierung also ernst ist, wenn geholfen und nicht Augengewischt werden soll, dann sollte man von Guttenbergs alte Einheit da runter schicken, die Gebirgsjäger.
Panzer werden in der Region nur zur Zielscheibe.

Fazit: Die Amerikaner haben ihren Willen. Die entsetzte Bundesregierung stockt Truppen auf und schickt mehr Ausrüstung, um die Aufgaben selbst zu erfüllen, die vorher die US-Truppen gerne und gut für uns geleistet haben. Wie überaus interessant.

Warum haben uns die US-Militärs gleich noch mal zu Kabul auch die Kundus-Region zugeteilt? Weil wir in diesem Gelände so viel Kampferfahrung haben?
Nein, in meinen Augen tatsächlich in der Hoffnung, dass der Bundeswehr genügend Ungemach passiert, um das Engagement "eskalieren" zu lassen. Das steht uns nun bevor.
Die Frage ist nicht, wem das Engagement der Bundeswehr in Afghanistan nützt, oder am meisten nützt. Die Frage ist: Was kann die Bundeswehr tun, damit die Zivilbevölkerung, zu derem Schutz sie da ist, in Zukunft nicht zu den Verlierern gehört? Das ist die Aufgabe, die sich unseren Leuten da unten stellt. Unabhängig von in den Bergen mit Mulis krauchenden Taliban, Sumpfland und Panzern, oder Luftschlägen auf Bodenziele. Es muss den Menschen nützen. Punkt, Aus, Basta.

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