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Montag, 23. August 2010

Die Bildungskarte kommt der Nachhilfe zugute

Neulich hat Ursula von der Leyen - genau, die, die schon von Internet keine Ahnung hat - ihre Bildungskarte für Kinder aus sozial schwachen Familien verteidigt. Nicht nur das diese Karte dafür sorgt, dass die Kinder Zugang zu Bildung und Kultur erlangen, die sie ansonsten nur von außen gesehen hätten. Nicht nur, dass die Karte verhindert, dass die Eltern das zusätzliche Geld versaufen.
Nein, damit soll es möglich werden, auch die notwendige Nachhilfe zu bezahlen, die Kinder aus Hartz IV-Familien dringend brauchen.
...sacken lassen.
Hand hoch, wer diese Worte sarkastisch, beleidigend und billig findet.
Wusste ich es doch.

An diesem Beispiel sieht man mal wieder, dass diese Frau gerne Symptome behandelt, aber nicht so gerne an die Ursachen geht. Es ist nichts dagegen zu sagen, Kindern auf Hartz IV-Familien die Nachhilfe zu bezahlen; es ist nur ein riesiges, elementares gesellschaftliches Problem, dass wir in unserer Gesellschaft, in unserer Schullandschaft Nachhilfe überhaupt brauchen.
Hallo? Da läuft doch was schief, wenn man den Stoff in der Schule nicht mehr beigebracht kriegt, wenn Kinder Teile ihrer Freizeit opfern müssen, um "mitzukommen".
Dabei geht es nicht um Hartz IV, sondern um die Schulen selbst. Was wir brauchen, ist ein ordentliches Schulsystem, das es jedem Kind ermöglicht, mit der Schulzeit und der Zeit für Hausaufgaben auszukommen - aber gewiss keine Subventionierung der Nachhilfe. Unser Bildungssystem steckt arg in der Krise, wenn sich professionelle Nachhilfeorganisationen sogar schon TV-Werbespots leisten können; wenn verzweifelte Eltern, deren Kinder im Unterricht hinterher hinken, teures Geld dafür bezahlen müssen, weil die Lehrer ihrer Kinder ihren Bildungsauftrag nicht mehr erfüllen. Oder erfüllen können.
Hier muss man ansetzen. Mehr Lehrer. Kleinere Klassen. Die Bildung in der Schule verbessern, nicht eine Industrie heraufbeschwören, die unsere Welt aufteilt - in jene, die sich Nachhilfe leisten können, und in jene, die Zensursulas Karte brauchen.
Nachhilfe war zu meiner Zeit die Ausnahme. Meine Lehrer haben hart daran gearbeitet, damit ich verstehe, was ich lerne. Ich hatte nie Nachhilfe, und kam trotz allem auf ein gutes Abschlusszeugnis. Wenn das heute nicht mehr möglich ist, dann sollte man all das Geld, das Zensursula über die Bildungskarte via Hartz IV-Familien der Nachhilfeindustrie in den Rachen stopfen will, zuerst in die Schulen investieren. Dort liegt der gesetzliche Bildungsauftrag. Darum haben wir schließlich auch eine Schulpflicht. Das verbessert das Schulleben aller Schüler. Unabhängig von Hartz IV.

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